„Da schau her!“ Albrecht Ackerland über die Schäffler

München · Über die Schäffler

München · Jetzt tanzen's also wieder. Was bedeutet das für uns? Schon wieder sieben Jahre um. Dafür sind sie also schon mal gut, die Schäffler. Sie tanzen nur alle heiligen Zeiten, genauer eben alle sieben Jahre.

Münchner Schäffler 2012

Warum ausgerechnet in diesem Turnus, das weiß keiner so recht. Ist ja auch wurscht, Hauptsache sie tanzen. Denn getanzt wird wirklich viel zu wenig auf den Straßen in unserer Stadt. Wir sollten uns ein Beispiel bei den Schäfflern nehmen, uns treffen und tanzen, bitte häufiger als zehn, zwölf Mal in einem Leben. Wenn die Schäffler tanzen, dann weiß der Münchner: Schon wieder ein gutes Stück näher am Tod.

Das passt, denn der drohende Tod ist gewissermaßen die Wiege dieser Tradition. Bei den Schäfflern war's der Legende nach eine Pestepidemie, die es abzuwenden galt. Ein großer Schmarrn, wie Forscher meinen. Aber wurscht is', Hauptsache sie tanzen – wenn's auf manchen auch ein bisserl steif und lätschert wirken mag, was diese Herren da in ihren Kniebundhosen mit ihren Bögen so aufführen. So recht konnte ich mit der Schäfflerei noch nie etwas anfangen, hauen Sie mir dafür einen dieser Rundbögen auf den Schädel. Aber es ist nun mal gute Münchner Tradition, die sich längst über halb Oberbayern verbreitet hat. Eine Tradition, die keinem was tut, ist ja für sich schon mal schön. Also sollen's halt tanzen, Hauptsache es rührt sich was. Und schee is' ja scho'.

Denn das fehlt uns viel zu oft eine Gaudi mit Musik und Bewegung auf der Straße. Das macht den Kopf frei. In den Siebzigern ist in Amerika eine berühmte Schallplatte erschienen, deren Titel bis heute als Sprichwort überlebt hat: „Free your mind, and your ass will follow“. Ich meine, es geht auch umgekehrt. Wer sein Arscherl locker macht, bei dem rührt sich auch was im Geiste. Und das würde uns allen schon ganz gut stehen.

Also: Raus mit Euch! Wann treffen wir uns? Jeden dritten Mittwoch um sieben im Hofgarten? Ach so, da sind womöglich schon die Tangotänzer? Umso besser! Es kann sich schließlich nicht genug rühren. Alle sieben Jahre ist einfach zu wenig. Aber das macht's andererseits halt auch so besonders.

Artikel vom 12.01.2012
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