Bauprojekt in der Carl-Wery-Straße wird immer konkreter

Neuperlach · Neue Wohnungen

Senkrecht zur Carl-Wery-Straße werden vier Gebäuderiegel und schlangenförmige Wohngebäude errichtet. 	Foto: Moll Areal GmbH

Senkrecht zur Carl-Wery-Straße werden vier Gebäuderiegel und schlangenförmige Wohngebäude errichtet. Foto: Moll Areal GmbH

Neuperlach · Dicke Haufen herausgenommener Erde liegen entlang der Carl-Wery-Straße. Am hinteren Rand, nahe der Häuser in der Curd-Jürgens-Straße, tut sich neben drei weißen Baucontainern ein tiefes Loch auf, das zu den Häusern hin mit Be­tonpfeilern gegen Abrutschen gesichert ist:

Neue Wohnungen in der Carl-Wery-Straße

Die Entwicklung des eigenstän­digen, zeitgemäßen und städtebaulich qualitätvollen Wohnquartiers südlich der S- und U-Bahnstation Neuperlach-Süd, wird konkret. Die Sanierungsarbeiten für den Boden des Wohngebiets, der Altlasten wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und lokal auch Schwermetalle enthält, die von einer wiederverfüllten ehemaligen Kiesgrube stammen, laufen. Soweit es die verlegte Wasserleitung zulässt, wird der gesamte Boden ausgetauscht, in Nähe der Wasserleitung nur der Oberboden.

Hier soll »das Stadtquartier komplettiert und ein ansprechender Stadteingang von Süden nach München geschaffen werden«, heißt es im Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung von Ende letzten Jahres. Er fußt auf dem Entwurf des Planungsteams von Ballmoos Krucker Architekten aus Zürich und dipol Landschaftsarchitekten aus Basel, welcher beim Plangutachten gewann. Ballmoos Krucker schlagen zwei schlangenförmige Gebäude mit Lärmschutzgrundrissen vor. In ihnen sollen zirka 280 Wohneinheiten (WE) für geschätzte 710 Einwohner entstehen, von denen laut Entwurf nicht nur die üblichen 30 Prozent, sondern sogar 50 Prozent geförderter Wohnungsbau werden. Die Wohnungen verteilen sich auf ein Gebäude im Norden mit zirka 110 WE für 280 Einwohner und eines südlich mit zirka 170 WE für etwa 430 Einwohner. Mit sechs Geschossen Höhe orientieren sie sich an der benachbarten Wohnbebauung, unterstreicht der Beschluss. Innerhalb der Wohngebäude ist ein jetzt viergruppiger Kindergarten vorgesehen, dessen Freifläche mit einem zwei Meter hohen Lärmschutzzaun oder Erdwall gegen den Lärm von der Carl-Wery-Straße abgeschirmt wird.

Auf der gegenüber liegenden Seite ist ein Büro- und Geschäftskomplex geplant, vorerst ohne den ursprünglich überlegten Bau- und Gartenfachmarkt, über den noch gesondert zu entscheiden ist. Einkaufszentren, großflächigen Einzelhandels- oder Handelsbetriebe sind hier nicht zulässig. Ebenso wenig Spielstätten oder Bordelle. Wohnungen sind »nur ausnahmsweise zulässig«, heißt es, obwohl die berechneten Emissionen durch Bahn- und Straßenverkehr auf der Fläche zwischen Carl-Wery-Straße und S-Bahn-Linie keine Wohnungen zulassen, wie Bauoberrätin Susanne Bäumler vom Planungsreferat bei der öffentlichen Erörterung der Pläne im September 2010 erläuterte. Die Büroflächen – und damit Arbeitsplätze – profitieren von der vorgegebenen ÖPNV-Nähe. Die bestehende Park+Ride-Anlage wird auf maximal 780 Pkw-Stellplätze erweitert und eine Bike+Ride-Anlage (B+R) mit etwa 150 Fahrradabstellplätzen in kurzer Entfernung zum S- und U-Bahnhof geschaffen. Ein neuer Bahnhofsplatz soll zugleich ein attraktives Entrée für die Baugebiete werden, die durch ein Rad- und Fußwegenetz durchzogen werden.

Trotz des hohen Verkehrsaufkommens soll die Carl-Wery-Straße zu einem Stadtraum mit attraktiver, urbaner Qualität gestaltet werden. Sie muss im Bereich des Knotenpunktes Therese-Giehse-Allee wegen des durch die geplante Bebauung zunehmenden Verkehrs vierspurig ausgebaut werden. Den vierspurigen Ausbau fordert der Bezirksausschuss 16 Ramersdorf/Perlach (BA 16) auch im süd­lichen Teilabschnitt der Carl-Wery-Straße bis hinunter zur Arnold-Sommerfeld-Straße. Er wird »zeitgleich mit der neuen Bebauung realisiert werden, um die Baugebiete angemessen an Fuß- und Radwege anbinden zu können und um einen attraktiven Stadteingang zu schaffen«, heißt es im Beschluss. Das, obwohl wenige Sätze zuvor zu lesen ist, solch ein Ausbau »wäre erst im Falle einer Realisierung der Südanbindung Perlach (SAP) zur verträglichen Bewältigung der sich dann verändernden Verkehrsströme bzw. Verkehrsbeziehungen notwendig«.

Die SAP lehnt der BA 16 nachdrücklich ab. Sie ist nicht Bestandteil der Planung, weil sie nicht im Planungsumgriff liegt und – vor allem – weil der da­zugehörige verkehrliche Grundsatzbeschluss dem Stadtrat nach wiederholten Verschiebungen nun erst im Jahr 2012 zur Entscheidung vorgelegt werden soll. Die potentiellen Auswirkungen der SAP (z. B. Verkehrsaufkommen, Schallschutz) auf die vorliegende Planung wurden in der Abwägung aber berücksichtigt. Daher überlegte BA-Mitglied Otto Schlichtmeier (DaCG/ÖDP) in der letzten BA-Sitzung noch, gegen diesen Bebauungsplan eine Normenkontrollklage zu führen. In der Vorlage werde auf ein Verkehrskonzept verwiesen, dass noch nicht vorliege. Der Verweis auf ein noch laufendes Verfahren als Begründung sei fehlerhaft. Angela Boschert

In München wachsen neue Wohnräume

Artikel vom 10.01.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...