Willy Astor am 21. Januar mit „Sounds Of Islands“ in der Philharmonie

München · „Ich bin ein geerdeter Mensch“

Die Gitarre ist sein ständiger Wegbegleiter: Willy Astor. Foto: VA

Die Gitarre ist sein ständiger Wegbegleiter: Willy Astor. Foto: VA

Als Willy Astor vor neun Jahren das Instrumental-Projekt „The Sound Of Islands“ ins Leben rief, ahnte er wohl selbst nicht, wie viele Fans er in so kurzer Zeit für seine „zweite Schublade“ gewinnen würde. Nun feierte er mit der fünften Produktion der Reihe sein 25-jähriges Bühnenjubiläum und schafft mit seinen Gitarrenkompositionen melodische Klanginseln für die Zuhörer.

Astor wurde vor allem durch seine wortspielerischen Kabarett-Nummern bekannt, bei denen er gleich oder ähnlich klingende Wörter in an sich sachfremde Texte verpackt. Am Samstag, 21. Januar, kommt Astor mit „The Sounds Of Island Vol. V – SommernachtsRaum“ in die Philharmonie im Gasteig. Wir sprachen mit ihm über die SPD, Jupp Heynckes und die Donnersberger Brück'n.

Nachgefragt – Eine Aktion für unsere Leser

Sie haben auch eine interessante Frage an Willy Astor? Am Ende des Interviews haben Sie die Gelegenheit, eine eigene Frage zu formulieren und über Fragen anderer Leser abzustimmen.

SamstagsBlatt: Herr Astor, schön Sie am Telefon zu haben. Sie werden heute mal von einer echten Münchnerin interviewt.

Astor: Tatsächlich, ja gibt’s denn so was noch? Dann kann ja nichts mehr schief gehen, weil ich ja auch ein echter Münchner bin.

SamstagsBlatt: Sie haben Werkzeugmacher bei BMW in Milbertshofen gelernt, aufgewachsen sind Sie im Hasenbergl. Hat's Ihnen der Münchner Norden besonders angetan?

Astor: Das kann ich so nicht sagen, als Kind sucht man sich ja nicht aus, wo man wohnt, das reflektiert man erst als Erwachsener. Auf jeden Fall hat diese Gegend dafür gesorgt, dass ich ein geerdeter Mensch geworden bin. Ich bin ein Bürger dieser Stadt, dafür brauche ich keine Villa in Grünwald.

SamstagsBlatt: Drei Begriffe, die Ihnen zu München einfallen.

Astor: Die SPD, weil sie in München eine Hochburg ist. Mit Hans-Jochen Vogel, Georg Kronawitter und Christian Ude habe ich seit meiner Geburt (1961, Anm. d. Red.) drei Bürgermeister aus dieser Partei erlebt. Christian Ude war sogar mein Standesbeamter, mit ihm verbindet mich eine nette Freundschaft. Als zweites fällt mir der Englische Garten ein. Er ist die größte zusammenhängende Grünfläche in Europa und enorm bereichernd. Und als drittes die Anbindung an das Mediterrane. Ich sage immer, München ist die nördlichste Stadt der Toskana. Die einzige Alternative zu München wäre Hamburg, dort liegt mir der extrem konträre Menschenschlag. Berlin dagegen ist mir zu unpersönlich, zu bombastisch.

SamstagsBlatt: Jetzt haben Sie gar nicht den FC Bayern genannt, für den Sie die Vereinshymne „Stern des Südens“ geschrieben haben.

Astor: Stimmt, der wäre als nächstes gekommen, schließlich ist der „Stern des Südens“ mein persönliches Aushängeschild.

SamstagsBlatt: Eine Textpassage lautet: „Ob Bundesliga, im Pokal oder Champions League, ja gibt es denn was Schöneres als einen Bayern-Sieg.“ Was denken Sie, werden die Bayern diese Saison erreichen?

Astor: In Anbetracht der Souveränität, in der sie derzeit auflaufen, können sie nur Meister werden. Vor zwei Wochen habe ich auf ihrer Meisterfeier, hoppala jetzt habe ich mich doch tatsächlich versprochen, ich meine natürlich auf ihrer Weihnachtsfeier gespielt, und es herrschte eine sehr gute Stimmung. Jupp Heynckes ist ein Fuchs der alten Schule, der weiß, wie er die jungen Wilden zusammenhält, das schafft nicht jeder.

SamstagsBlatt: Am 19. Mai 2012 findet das Champions League Finale in München statt. Welches Spiel werden wir sehen?

Astor: Jetzt erwarten Sie sicher eine Antwort mit FC Bayern, und daran glaube ich auch. In der eigenen Stadt das Finale zu spielen, ist sicher ein brutaler Motivator.

SamstagsBlatt: In München gibt es ja nicht nur die Bayern, sondern auch noch die 60er. Was trauen Sie denen diese Saison zu?

Astor: Ich würde ihnen gerne zutrauen, dass sie wieder in die 1. Bundesliga kommen. Die Löwen haben sich viel zu lange von einer patriarchischen Vereinsführung einlullen lassen, es wird Zeit, dass endlich Ruhe einkehrt. In der Vergangenheit sorgten die Sechzger eher für einen Komödienstadl als für sportliche Erfolge.

SamstagsBlatt: Ist die Allianz Arena das richtige Stadion für die Löwen? Viele Fans wollen ja zurück in ihre Heimat, dem Grünwalder Stadion.

Astor: Dafür habe ich großes Verständnis. Ich bin selbst ein Romantiker und Nostalgiker und habe nie verstanden, warum die Löwen in der Allianz Arena spielen. Der Verein hätte ein wesentlich sympathischeres Erscheinungsbild, wenn er auf Giesings Höhen geblieben wäre. Aber eigentlich mag ich gar nicht so viel über die Sechzger reden.

SamstagsBlatt: Gut, kommen wir zu Ihnen. Sie haben es geschafft, dass mir nach fast 20 Jahren immer noch ihr Lied „Donnersberger Brück'n“ in den Sinn kommt, wenn ich mit Auto oder S-Bahn dort vorbeikomme.

Astor: Das freut mich zu hören. Es zeigt, dass es in der Kunst Dinge gibt, die überleben. Und diese Komposition ist zu stark, als dass sie in der Versenkung verschwinden würde.

SamstagsBlatt: Bekannt geworden sind Sie als Wortakrobat. Mit Ihrem Programm „Sound of Island“ machen Sie Gitarrenmusik, ganz ohne Worte. Ist dieser Kontrast gewollt?

Astor: Das resultiert daraus, dass ich schon immer mehrere Schubladen hatte. Ich bin kein typischer Kabarettist, bei mir stand die Musik schon immer stark im Vordergrund.

SamstagsBlatt: Mit welchem Ziel stehen Sie auf der Bühne?

Astor: Es war mir wichtig, durch Musik eine Sprache zu finden, die die Menschen berührt. Ich möchte durch die Instrumentalmusik Sehnsucht ausdrücken, die Fantasie der Leute anregen. Es ist wunderbar, durch Kompositionen die Morgenstimmung am Kilimandscharo zu beschreiben.

SamstagsBlatt: Das Gitarrespielen lernten Sie mit 18 Jahren in einem Kurs der Münchner Volkshochschule.

Astor: Richtig, im Gruppenunterricht mit 17 anderen Teilnehmern. Danach habe ich mich alleine durch den Dschungel der Gitarrenwelt geschlagen, ein Privatlehrer war mir zu teuer.

SamstagsBlatt: Was erwartet die Zuhörer bei Ihrem Konzert am 21. Januar in der Philharmonie?

Astor: Ich trete mit Martin Kälberer, Titus Vollmer und Kiko Pedrozo als Quartett auf. Wir spielen einen übergreifenden Mix, vom Landler übern Tango bis zum Bossanova ist alles dabei. Also ein völkerverbindendes Momentum, das an diesem Abend entsteht.

SamstagsBlatt: Ihre Klangreisen sollen die Zuhörer in ferne Welten und wundersame Orte einladen. Wo gefällt es Ihnen am besten auf der Welt?

Astor: Überall da, wo ich mich wohlfühle. Durch meinen Beruf habe ich das große Privileg, viel herumzukommen. Aber ich verreise nicht mehr ohne meine Gitarre, sie ist zu meinem Lebensbegleiter geworden.

Willy Astor beantwortet auch die Fragen unserer Leser:

Was wollen Sie noch von ihm wissen? Formulieren Sie im Kommentarfeld unten Ihre Frage und/oder stimmen Sie ab. Die drei Fragen mit den meisten „Gefällt-mir-Stimmen“ stellen wir Willy Astor.

Von Stefanie Halbinger

Artikel vom 07.01.2012
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