Mae West und Tram St. Emmeram sorgten 2011 für Schlagzeilen

München/Bogenhausen · Jahresrückblick 2011: Kunststücke

Am Jahresanfang konnten schließlich, wenn auch mit einiger Verzögerung, noch die Sektkorken knallen, als Ober- und Unterleib der Mae West endlich vereinigt waren (links). Am Jahresende ließ es sich OB Ude (rechts) nicht nehmen, eine erste Runde mit der ne

Am Jahresanfang konnten schließlich, wenn auch mit einiger Verzögerung, noch die Sektkorken knallen, als Ober- und Unterleib der Mae West endlich vereinigt waren (links). Am Jahresende ließ es sich OB Ude (rechts) nicht nehmen, eine erste Runde mit der ne

München/Bogenhausen · Zwei Großereignisse, die kein anderer der 25 Münchner Stadtbezirke aufweisen kann, die bundesweit Schlagzeilen machten, prägten die vergangenen zwölf Monate in Bogenhausen:

Jahresrückblicke der Münchner Wochenanzeiger

Anfang des Jahres die Fertigstellung der Skulptur Mae West am Effnerplatz, mit 52 Metern Deutschlands höchstes Kunstwerk, und im Dezember die Freigabe der Tramstrecke nach St. Emmeram, wobei die Straßenbahn zwischen den grauen Karbonstangen der im Volksmund Strickliesl genannten Konstruktion hindurch fährt. Diese Gleisführung ist ein »Kunststück«, das auf dem Kontinent seinesgleichen sucht.

Es hatte sich alles so einfach angehört: Ein 600 Tonnen schwerer Spezialkran hievt hievt das auf einer benachbarten Fläche montierte Oberteil auf den Unterbau der Mae West, die Skulptur wird verschraubt, fertig! Doch ein Kälteeinbruch auf minus 14 Grad machte allem einen Strich durch die Rechnung. Die Dame zierte sich nicht nur ein wenig, sie zickte richtig rum. Am Sonntagmorgen, 30. Januar, 6 Uhr, musste die lange vorbereitete Aktion abgebrochen werden. Kälte, Nebel, Feuchtigkeit und eingerostete dicke Schrauben – drei Monate zuvor an der installierten Arbeitsfläche eingedreht – ließen die Monteure kapitulieren. Die Männer waren so durchgefroren und erschöpft, mit ihren Kräften am Ende, dass ihnen das Werkzeug durch die dicken Arbeitshandschuhe flutschte.

Beim zweiten Anlauf, am Sonntagabend, klappte dann alles wie am Schnürchen. 20.31 Uhr: Ein raunendes »Aahh!« von mehreren hundert Beobachtern, Blitzlichtgewitter, der Oberkörper des von der Amerikanerin Rita McBride entworfenen Gebildes hebt ab, schwebt ganz langsam Richtung Unterbau. 22.09 Uhr: Metall reibt kreischend auf Metall, die Zapfen rutschen in die Fugen. Der 74 Tonnen schwere, 37 Meter hohe Aufsatz passt millimetergenau auf das 15 Meter hohe Unterteil, wird – begleitet vom Beifall der Schaulustigen – fest verankert. Endlich ist Mae West komplett. Möglich gemacht hat die 1,54 Millionen Euro teure Monumentalkonstruktion nur die Untertunnelung des Mittleren Rings, denn so konnten 0,5 Prozent der Baukosten von 320 Millionen Euro in das städtische Programm »Kunst am Bau« fließen.

Wie einst das Sexsymbol in den Dreißiger Jahren hatte die Mae West im April 2004 im Stadtrat beim Genehmigungsbeschluss Erregung ausgelöst. In der rot-grünen Koalition hatte es geknirscht, denn die Sozialdemokraten – vorneweg Oberbürgermeister Christian Ude – lehnten die Schöpfung kategorisch ab, wurden aber überstimmt. Schon damals kursierte im Rathaus die Bezeichnung »Eierbecher« für die Figur mit der schlanken Taille. Andere tauften sie Mae East, weil sie im Osten der Landeshauptstadt steht. Wahlweise wurde sie auch tituliert als Schirmständer, Mikadohaufen, Badehocker, Taubennest, AKW Ost, Blumenständer oder Netzstrumpf. Knapp ein Jahr später ist davon nichts mehr zu hören, die meisten sind wohl Fans geworden.

Das zweite Highlight Bogenhausens ist erst vor wenigen Wochen seiner Bestimmung übergeben worden: die Trambahn nach St. Emmeram. Bereits am Premierentag, bei dem auch historische Züge eingesetzt wurden, entpuppte sich die neue Linie 16 als ein Renner, als ein Magnet für die Bogenhauser. Mehr als 20.000 machten eine Besichtigungsfahrt auf der 4,3 Kilometer langen, 43 Millionen Euro teuren Strecke ab Effnerplatz mit neun Haltestellen bis zum Wendepunkt St. Emmeram in Oberföhring. Und alle Fahrgäste waren und sind begeistert von der einzigartigen Durchfahrt unter der Mae West hindurch. Vom östlichen Stadtrand ist man jetzt in knapp zehn Minuten am Knotenpunkt Arabellapark mit Anschluss an die U4, etwa zwölf Minuten später am Hauptbahnhof.

Mehr als 50 Jahre hatten die Bürger auf diese Trambahn gewartet – so lange wurde nämlich für die Strecke das Areal vorbehalten. Ab 2004 wurde geplant, im Juli 2008 wurde das Projekt im Stadtrat beschlossen und schließlich von der Regierung von Oberbayern abgesegnet. Am 21. Mai 2010 erfolgte der erste Spatenstich. Die Trasse ist eine der modernsten Straßenbahnstrecken Europas. Die Tram fährt unabhängig vom restlichen Straßenverkehr durchgängig in einer Mittelspur auf einem lärmdämmenden Rasengleis. ikb

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Artikel vom 27.12.2011
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