Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Das „Paradeisl“…

Markus Wasmeier mit der „Museums Weihnachtskrippe“, gemalt von Wasmeiers Vater. Jeder, der Lust hat, kann sie selber ausschneiden. Diese Papierkrippe hat eine über 400 Jahre alte Tradition. Foto: Museum

Markus Wasmeier mit der „Museums Weihnachtskrippe“, gemalt von Wasmeiers Vater. Jeder, der Lust hat, kann sie selber ausschneiden. Diese Papierkrippe hat eine über 400 Jahre alte Tradition. Foto: Museum

München/Schliersee · Anfang November hab ich mich zwar bereits von Ihnen verabschiedet, nachdem Sie immer samstags Kolumnen von mir hier gelesen haben.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Ich habe Ihnen MEINE wissenschaftliche Erklärung für den Winterschlaf geliefert, der im Museum Einzug gehalten hat und auch auf die ganz kurze „Wachphase“ am kommenden Wochenende hingewiesen. Ich darf Ihnen heute hier noch einmal etwas von mir schreiben und deshalb möchte ich Sie aufmerksam machen auf unser „Weihnachtsmarktl“, das an diesem Wochen­ende in meinem Museum am Schliersee stattfindet.

So langsam kommen überall weihnachtliche Gefühle auf, seit dieser Woche schneits bei uns ganz gewaltig – und so hoffen wir alle auf einen richtig schönen Beginn der „staaden Zeit“, die nicht nur in meinem Museum Einzug hält. Ich denke zu Weihnachten oft an meine Kindheit zurück, und da wird’s Ihnen ähnlich gehen. Meine Kinder-Vorweihnachtszeit sah so aus: Mit der Familie zusammen sein, die dunklen Abende bei Kerzenschein und Lebkuchen mit Weihnachtsgeschichten verbringen, die der Großvater in seinem großen Sessel den staunenden Kindern erzählt. Der Mutter beim Platzerlbacken über die Schulter schauen – und ab und zu, wenn sie nicht schaut, das eine oder andere davon stibitzen –, zusammen mit dem Vater das schönste Paradeisl bauen, das jemals an Weihnachten in einer Stube zu sehen war…

Und falls Sie nicht wissen, was ein Paradeisl ist, dann kann ich das gut verstehen, denn kaum jemand kennt heute noch den altbairisch-österreichischen Vorfahren unseres heutigen Adventskranzes. Traditionell besteht das Paradeisl aus vier roten Äpfeln, die mit meist bemalten Stöcken zu einer Dreiecks-Pyramide verbunden werden. Auf jedem Apfel ist eine Kerze angebracht. Meist werden vier rote Kerzen verwendet, landschaftlich typisch sind aber auch drei violette und eine rosafarbene Kerze – die in der „unteren Etage“ angebracht wird. Jeden Sonntag wird eine der Kerzen angezündet, am dritten Adventssonntag dann die rosafarbene, passend zur liturgischen Farbe dieses Sonntags „Gaudete“ (lateinisch „Freuet Euch“). Am vierten Adventssonntag leuchtet die Kerze auf der Spitze der Pyramide. Das Paradeisl steht oft auf einem mit Weihnachtsgebäck, Nüssen oder Äpfeln geschmückten Teller. Und wenn Sie jetzt einmal ein Paradeisl in natura sehen möchten und vielleicht auch selber eines basteln, dann kommens doch an diesem Wochen­ende in mein Museum. Neben kleinen Standln mit vielen weihnachtlichen Dingen, neben Lebkuchen, Glühwein und Punsch, können Sie hier sehen, wie man ein richtig schönes Paradeisl baut…

Und noch etwas ganz Besonderes können Sie heute (und nur heute!) am Samstag erleben. Original ukrainisches Krippenspiel und rituelle wunderschöne ukrainische Weihnachtslieder, vorgetragen von lieben Freunden aus der Ukraine, die im Rahmen des von mir initiierten Kulturaustausches schon öfter Gäste bei uns waren und mich immer wieder mit ihrer Tradition, ihren farbenprächtigen Kostümen und wunderschönen Gesängen verzaubern. Kommen Sie uns doch besuchen auf dem Weihnachtsmarktl am Samstag oder Sonntag zwischen 12 und 20 Uhr und lassen S’ sich auch verzaubern, vom schönen Paradeisl und der vorweihnachtlichen Stimmung in meinem Museum.

Ich wünsche Ihnen eine besonders schöne „staade Zeit“, Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr. Und nicht vergessen: am 1. April „erwacht“ mein Museum wieder und ich hoffe, dass wir uns dann dort bei dem einen oder anderen Fest wiedersehn…

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 08.12.2011
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