Wie geht es nach dem Umzug von Paulaner in der Au weiter?

Au · Ende des Malzdufts

Seit 1634 braut Paulaner Bier in der Au. Diese Tage sind gezählt. BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will  beurteilt die Wohnungsbaupläne, die für das Grundstück jetzt im Gespräch sind, kritisch.	Fotos: Paulaner, js

Seit 1634 braut Paulaner Bier in der Au. Diese Tage sind gezählt. BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will beurteilt die Wohnungsbaupläne, die für das Grundstück jetzt im Gespräch sind, kritisch. Fotos: Paulaner, js

Au · In der Au wird in den nächsten Jahren ein Kapitel beendet, dessen Anfänge bis ins 17. Jahrhundert zurück reichen: Die Paulaner-Brauerei verlagert ihre Produktion vom Nockherberg nach Langwied.

Was entsteht auf dem ehemaligen Brauereigelände?

Die Tage des würzigen Malzdufts über der Au sind gezählt. Lediglich Verwaltung und Vertrieb sollen an der Ohlmüllerstraße am Isarhochufer bleiben. Auf den frei werdenden Flächen mit 85.000 Quadratmetern zwischen der Reger- und der Hochstraße sowie entlang der Falkenstraße soll in rund fünf Jahren ein neues Wohngebiet errichtet werden. Obwohl 30 Prozent der Wohnungen für Bürger mit geringen Einkommen vorgesehen sind, fürchtet der Bezirksausschuss (BA) Au-Haidhausen, das Bauprojekt könnte zu einer weiteren Erhöhung der Mieten im Viertel führen.

Wie die neue Siedlung aussehen soll, ist laut Sabine Hagn, Sprecherin des Bauträgers »Bayerische Hausbau« von der Unternehmensgruppe Schörghuber, noch völlig offen. Fest steht allerdings, dass die Bebauung nach der sogenannten »sozialgerechten Bodennutzung« (SoBoN) stattfinden soll. Das bedeutet: 30 Prozent der Immobilien müssen entweder im München-Modell als vergünstigter Wohnraum für Einheimische oder als einkommensorientiert geförderte Wohnungen vergeben werden. Außerdem muss der Bauherr soziale Einrichtungen wie etwa Kindertagesstätten, Schulen und Altenservicezentren errichten. Mit diesen Auflagen seien aus Sicht des Unternehmens »alle Voraussetzungen gegeben, um ein gemischtes und lebendiges Wohnquartier zu schaffen, das sich harmonisch in das Stadtviertel einpassen wird«, so Hagn.

Die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) ist jedoch skeptisch: »Die Siedlungen, die in der Inneren Wiener Straße und der Steinstraße nach dem Wegzug der anderen Brauereien entstanden sind, sind Fremdkörper im Stadtteil geblieben.« Aufgrund der teuren Mieten gebe es dort keine Familien mit Kindern. Zwar sei die Auflage, immerhin 30 Prozent der Immobilien an Gering- und Normalverdiener zu vergeben, eine Verbesserung. Jedoch reiche dies nach Meinung des BA nicht aus: »Wir wollen mehr.« Das Stadtteilparlament fordere, dass zusätzlich mindestens 30 Prozent des Geländes zu ermäßigten Bodenpreisen dem genossenschaftlichen Wohnungsbau oder Bau- und Wohngruppen vorbehalten würden. Dazu müsste allerdings das »Besondere Städtebaurecht« Anwendung finden.

Dies lehnt das Planungsreferat der Stadt jedoch ab. »Wir halten das nicht für zielführend«, sagte Katja Strohhäker, Sprecherin der Behörde. Es sei zu befürchten, dass gesonderte rechtliche Auflagen das Projekt nur verzögern würden, ohne dass dadurch die Mietpreise beeinflusst würden. Dietz-Will setzt deshalb nun auf den Stadtrat: »Wenn die Verwaltung nichts verändern will, brauchen wir eine politische Lösung.« Entscheiden soll der Stadtrat über das Thema im kommenden Jahr. Mit dem Abriss der Gebäude wird voraussichtlich 2017 begonnen werden. Die Gaststätte und der Biergarten am Nockherberg werden aber höchstwahrscheinlich erhalten bleiben. Julia Stark

In München wachsen neue Wohnräume

Artikel vom 06.12.2011
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