Anschluss an die A 99: Bürgerinformationsveranstaltung im Hasenbergl

Hasenbergl · Autobahn heftig diskutiert

Zum Thema »Braucht das Hasenbergl einen Autobahnanschluss?« informierten Stadträtin Mechthilde Wittmann, Landtagsabgeordneter Joachim Unterländer und Bezirksrat Dr. Rainer Großmann die Bürger (von links).	Foto: ws

Zum Thema »Braucht das Hasenbergl einen Autobahnanschluss?« informierten Stadträtin Mechthilde Wittmann, Landtagsabgeordneter Joachim Unterländer und Bezirksrat Dr. Rainer Großmann die Bürger (von links). Foto: ws

Hasenbergl · »Der Autobahnanschluss von der Schleißheimer Straße an die A 99 ist sehr heftig gewollt.«

Wohin mit dem Autobahnzubringer und der vermeintlichen Vorzüge?

Diese Information aus der Stadtverwaltung gab Stadträtin Mechthilde Wittmann (CSU) an die gut 70 anwesenden Bürger weiter, die zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung des CSU-Ortsverbandes Hasenbergl zum Thema »Braucht das Hasenbergl einen Autobahnanschluss?« in das Grüß-Gott-Haus am Stanigplatz gekommen waren.

Stadträtin Wittmann berichtete dabei von einer Sitzung des Planungsausschusses des Stadtrates unter Leitung von Oberbürgermeister Christian Ude. Bei dem Treffen sei unter anderem auch das Projekt einer Verlängerung der Schleißheimer Straße nach Norden samt eigenem Anschluss an die Autobahn im Grundsatz vorgestellt worden, so Wittmann, selbst Mitglied im Planungsausschuss. Es sei ein offenes Geheimnis, dass der Münchner Autokonzern BMW, dessen Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) an der Schleißheimer Straße steht und derzeit erweitert wird, Druck auf die Stadt ausübe, ein Verkehrskonzept für den Münchner Norden zu erstellen, so Wittmann. Sie betonte, dass BMW für eine Menge Arbeitsplätze im Münchner Norden stehe, einer der großen Gewerbesteuerzahler in der Landeshauptstadt sei und »damit für das Wohl der Stadt sorgt und dass es uns gut geht.«

Die Stadtverwaltung lässt derzeit mehrere Varianten prüfen: Entweder verläuft die neue Ausfallstraße vom Süden der Schleißheimer her über Augustin-Rösch-Straße durch Feldmoching und wird nördlich davon an die Autobahn angeschlossen. Oder man verlängert die Schleißheimer Straße nach Norden hoch, baut am Hasenbergl einen Tunnel unter dem Hartelholz und nördlich davon einen neuen Anschluss an die A 99. Dr. Rainer Großmann (CSU), Bezirksrat und stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl, präsentierte eine Menge Zahlen: Einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Verkehrsprognose zufolge sei für das Jahr 2020 ein »riesiger Zuwachs« an Fahrzeugen auf der A 99 zu erwarten sowie in der Ingolstädter- und Neuherbergstraße. Durch einen zusätzlichen Autobahnanschluss – egal, ob am Hasenbergl oder in Feldmoching – würden sich am Tag 19.000 bis 25.000 Fahrzeuge mehr »durch unseren Stadtbezirk wälzen«, prognostizierte Großmann. Der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl habe kürzlich den Bau neuer Ausfallstraßen abgelehnt. »Wir wollen verhindern, dass unser Stadtbezirk noch stärker belastet wird als er es jetzt schon ist«, betonte Großmann in seiner Funktion als Vizechef des Stadtteilgremiums. Wichtig sei, dass »die Leute im Viertel hinter uns stehen.« Die anwesenden Bürger lehnten denn auch weitere Ausfallstraßen durch den Münchner Norden kategorisch ab. »Je mehr man den Verkehr verteilt, umso mehr kommt dazu«, sagte ein Anwohner aus der Rainfarnstraße unter dem Applaus der Zuhörer. Man habe schon so manche Negativeinrichtung im Münchner Norden wie etwa die Müllverbrennung, »alles bekommen wir aufs Auge gedrückt«, seufzte der Stadtteilbewohner. Ein anderer sah deshalb nur einen Ausweg: »Wenn wir nicht alle zusammenhalten, haben wir jetzt schon verloren.«

Die Anwesenden unterstützten diese Aussage mit großem Applaus. Auch Fragen zur Finanzierung wurden laut: Was denn die Anbindung der Schleißheimer Straße an die A 99 samt Bau eines Tunnels unter dem Hartelholz kosten werde und wer dies bezahle, wollte ein Bürger gleich zu Beginn der Diskussion wissen. Die Fragen blieben indes unbeantwortet. Natürlich, sagte Stadträtin Wittmann, geisterten Zahlen herum. Doch diese seien nicht verifizierbar, weil derzeit bei der Stadt noch kein fertiges Finanzierungskonzept vorliege. Die Politikerin gab sich aber zuversichtlich, dass »wir in München überhaupt keine Tunnels bekommen, denn woher wollen wir denn das Geld nehmen?« – also auch nicht im Hasenbergl-Nord unter dem Hartelholz. Wie tags darauf aus gut unterrichteten Kreisen bei der Stadt zu erfahren war, sind dafür grobe Kosten in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages im Gespräch.

Der Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer (CSU) ergänzte, dass es auch für den möglichen Bau der Staatsstraße 2342 neu durch Feldmoching vom Freistaat Bayern keine Finanzierungszusage gebe, weil sich die Planungen bei der Stadt noch in keinem konkreten Stadium befänden. Stadträtin Wittmann baut ihre Hoffnungen darauf, dass es mit der Anbindung der Schleißheimer Straße an die A 99 gar nichts wird, weil das Hartelholz, unter dem der Tunnel verlaufen würde, als besonders schützenswertes Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen sei, als sogenanntes FFH-Gebiet. Das könne unter Umständen helfen, das Projekt zu verhindern – »sonst wäre die Streckenführung schon klar«, betonte die CSU-Politikerin. Der Stadtrat werde sich voraussichtlich im Februar oder März 2012 mit dem Thema Verkehrskonzept Münchner Norden beschäftigen.

Ein junger Mann aus der eigenen Partei, Daniel Bazic vom Vorstand des CSU-Ortsverbandes Hasenbergl, fand klare Worte: »Man sollte die Interessen einer Firma nicht über die Interessen der dort lebenden Bürger stellen.« Das gab viel Applaus von den Bürgern.

Großmann zeigte sich hoch erfreut von dem Abend: »Herr Auerbach und ich gehen heute gestärkt aus dieser Versammlung.« Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) war zu der öffentlichen Diskussionsveranstaltung der CSU erschienen, meldete sich aber nicht zu Wort, sondern schlüpfte in die Rolle des Zuhörers. Der Bezirksausschuss (BA) Feldmoching-Hasenbergl will den Bau jeglicher Fernstraßen durch den Münchner Norden verhindern – egal, wo sie entstehen, ob in Feldmoching oder am Hasenbergl, ob mit oder ohne Tunnel.

Im Nachbarbezirk 11 Milbertshofen-Am Hart drängt man auf eine rasche Entscheidung durch die Stadt, hat aber noch keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Vorab gibt sich die Bezirksausschussvorsitzende Antonie Thomsen (SPD) persönlich jedoch ganz pragmatisch: »Der Münchner Norden braucht einen zusätzlichen Autobahnanschluss, weil er in einer rasanten Entwicklung ist.« Etwa durch neue Wohnviertel sowie zusätzliches Gewerbe und Industrie. Auch Alexander Reissl, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, warnt vor einem strikten Nein zum Bau weiterer Ausfallstraßen: »Die Haltung zu haben, wir lehnen alles ab, hilft nicht weiter«, erklärte der Politiker auf Nachfrage. Seit Jahrzehnten wälze und wälze man das Thema eines Verkehrskonzeptes für den Münchner Norden vor sich her. Nun sei der Stadtverwaltung unter anderem auch die Prüfung eines Autobahnanschlusses durch Verlängerung der Schleißheimer Straße nach Norden in Auftrag gegeben, dabei würden auch mögliche Entlastungseffekte untersucht. »Ob dieser Autobahnanschluss kommt oder nicht, kann jetzt niemand sagen«, stellte Reissl auf die Behauptung von Stadträtin Wittmann (CSU) klar, dass dieses Projekt seitens der Stadt »sehr heftig gewollt« sei. Wally Schmidt

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Artikel vom 06.12.2011
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