Rege Beteiligung und große Themenvielfalt bei der Bürgerversammlung

Giesing/Harlaching · Bauwut, Verkehr und Rechtschreibfehler

Giesing/Harlaching · Obwohl die Stadt auf ihrer Einladung zur Bürgerversammlung am vergangenen Donnerstag den Ort der Handlung, die Agilolfinger-Schule, falsch geschrieben hatte, war die Turnhalle der traditionsreichen Lehreinrichtung bis auf den letzten Platz gefüllt.

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Doch die Menschen in Untergiesing-Harlaching sind aufmerksame Bürger – einer hatte prompt den Schreibfehler erkannt und in der Versammlung angeprangert. Der gleiche aufmerksame Bürger entdeckte auch, dass die Fluchtwegschilder in der Schule nicht beleuchtet waren. In beiden Fällen hatte der Mann recht, Abhilfe scheint hier leicht zu schaffen.

Alte Themen kehren immer wieder

Andere Themen beschäftigen den Stadtteil schon seit Jahren – und werden es auch in Zukunft tun. Die allgemeine »Bauwut« in der Harlachinger Gartenstadt war erwartungsgemäß ein Hauptthema, weil die Bürger durch allzu heftige Nachverdichtung hier einen Strukturwandel zum Nachteil des Quartiercharakters fürchten. Auch der drohende Verkauf der rund 540 GBW-Wohnungen im Stadtteil treibt die Giesinger um in diesen Tagen. Schließlich diskutierten sie auch die Bauplanungen für ein runderneuertes Klinikum Harlaching erneut kritisch. Insbesondere die Hoch- und Tiefgaragenplanungen an der Naupliastraße werden im Umfeld skeptisch beäugt. Dazu kamen die bekannten »Verkehrsevergreens« vom Raser in der Tempo-30-Zone bis zu Radl-Rambos und Ampelforderungen. Dennoch: Die Veranstaltung blieb in ihrer Substanz friedlich, was durchaus auch an der jovial-ruhigen Versammlungsleitung von CSU-Stadtrat Hans Podiuk lag, der bei den etwa 150 Anwesenden den richtigen Ton traf.

Gartenstadt und Krankenhaus

Dass Untergiesing-Harlaching ein lebendiges wie bisweilen heftig pulsierendes Stadtviertel ist, zeigte nicht nur die Zahl der Anwesenden, sondern auch die stolze Zahl von 25 Anträgen und Anfragen aus dem Kreis der Bürger. Ganz offensichtlich besonders umgetrieben werden derzeit die Menschen in der Harlachinger Gartenstadt. Nicht nur der örtliche Bezirksausschuss hat sich Sitzung für Sitzung mit einer wahren Antragsflut neuer Bauvorhaben zu befassen – den Bürgern selbst erscheinen die schlicht überdimensioniert. Beispielhaft fokussiert wurde von mehreren Rednern etwa ein Bauvorhaben am Mangfallplatz – laut Redebeiträgen »ein Klotz« mit seinen 19 Metern Länge und zwölf Metern Höhe. Beispiel für die Umstrukturierungen, bei denen das Baurecht offensiv ausgelegt und voll ausgeschöpft wird. Nach Meinung von Andreas Dorsch oder Johannes Stöckl von der örtlichen Bürgerinitiative längst über das Maß des Erträglichen hinaus. »Die Geschossflächenzahl aus früherer Zeit muss wieder der Maßstab werden, dann können sich die Bauwerber ihre Bezugsgrößen nicht nach Belieben zusammenbasteln«, argumentierte Dorsch unter massivem Beifall der Anwesenden. Kollege Stöckl wusste, dass die notwendigen Voraussetzungen überörtlich geschaffen werden müssen. Das Baugesetz müsse geändert werden, zudem müsse sich der Oberbürgermeister im Städtetag für Änderungen einsetzen.

»Irrsinn« nannte es Sabine Dobel in diesem Zusammenhang, »dass die Bausünden der Vergangenheit« zum Gradmesser neuer Baugenehmigungen würden. Ärger, für den Ulrike Klar vom Planungsreferat der Stadt Verständnis zeigte. »Sie dürfen versichert sein, dass wir vonseiten der Stadt großes Interesse an der Erhaltung der Gartenstädte haben«. Der Kommune freilich seien die Hände allzu oft gebunden, wenn auf dem Gerichtsweg umfänglicheres Baurecht eingeklagt werde. »Anfang vom Übel« sei gewesen, dass das Bayerische Verwaltungsgericht die Gartenstadtsatzung einst kippte. Immerhin kontrolliere die Stadt anders als viele andere Kommunen noch die Abstandsflächen. Weiteres Bauärgernis: Das umstrittene Parkhaus am Rande eines runderneuerten Klinikums. Gegen ein fünfgeschossiges Konstrukt zog bereits der BA zu Felde. Laut Klar würden derzeit die Pläne geprüft – »dann wird das Ergebnis in jedem Fall öffentlich gemacht«. Eine rege Bürgerbeteiligung darf die Stadt hier sicher erwarten.

Verkehr, »HMP« und Realschule

Ärger über Raser in denTempo-30-Zonen – auch in Untergiesing-Harlaching wieder festes Thema. Die bekannten Bürgersorgen prallten hier auf die bekannten Nöte der Polizei, nicht an allen relevanten Orten stets Präsenz zeigen zu können. »So viele Leute habe ich einfach nicht«, warb Polizeichef Ludwig Schmöller auch angesichts von Klagen über rasende Radler entlang der Hochleite um Verständnis fürs eng geschnürte Personalkorsett. Sorgen bereitet den Menschen auch die Parkplatznot: Rund um die Endhalte der U1 bilden sich nach Meinung von Axel Götz und Ubbo Groeneveld die neuen Pendlerzentren. »Hier wird geparkt und in die U-Bahn umgestiegen, weil innerhalb des Rings längst Parklizenzgebiet ist und andererseits von diesen Haltestellen aus die Zonenkarte am billigsten ist.« Abhilfe könne laut Götz hier nur eine Ausweitung der Parklizensierung auf die Areale außerhalb des Rings gewährleisten. Die große Mehrheit der Versammlung war gleicher Meinung.

Dagegen störte der Obst- und Gemüsestand an der Kreuzung St.-Magnus- /Naupliastraße über viele Jahre niemanden. Auf behördliches Geheiß müssen die Betreiber ihren Wagen abends in einer der Seitenstraßen abstellen – was laut Information eines Bürgers die Anwohner ärgert. »Der Wagen soll da bleiben, wo er jahrzehntelang niemand gestört hat!« Diese Forderung unterstützte die deutliche Mehrheit. Eine Bürgerin hatte zudem den Hans-Mielich-Platz im Auge. Er werde im Zuge der Umbauten zu wenig grün gestaltet – insbesondere würden Pflanzkübel fehlen, monierte sie. Die BA-Vize-Vorsitzende Melly Kieweg warb zwar dafür, vor weiteren Grünplanungen den Bauabschluss abzuwarten – doch die Mehrheit der Bürger fand sich auf der Seite der Antragstellerin. Einig zeigten sich die Stadtteilbürger in einer weiteren Antragssache. Es müsse in Untergiesing dringend eine Realschule etabliert werden – der Bedarf sei da. hh

Artikel vom 22.11.2011
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