Bürgermeisterwahl: Sieg für Goldner nicht relevant

Ebersberg · Vor allem Grün stärken

Grünen-Bürgermeisterkandidat Philipp Goldner (r.) will vor allem „grüne Themen“ publik machen. Er glaubt nicht, Walter Brilmayer „aus dem Amt jagen“ zu können. 	Foto: E. Will

Grünen-Bürgermeisterkandidat Philipp Goldner (r.) will vor allem „grüne Themen“ publik machen. Er glaubt nicht, Walter Brilmayer „aus dem Amt jagen“ zu können. Foto: E. Will

Ebersberg · Bei der Bürgermeisterwahl am 11. März 2012 werden die Ebersberger erstmals auch ein Kreuzchen hinter einem grünen Kandidaten setzen können. Der Ortsverband der Grünen Ebersberg nominierte am vergangenen Sonntag Philipp Goldner zum Bürgermeisterkandidaten.

Der 27-jährige Hauptschullehrer, der nebenbei Politologie studiert, sitzt seit 2008 im Ebersberger Stadtrat im technischen Ausschuss. Das Ziel der Nominierung: Das „Grüne Bewusstsein“ in der Kreisstadt stärken. „Es wäre vermessen zu glauben, dass ich Walter Brilmayer aus dem Amt jagen kann, aber zumindest müsste er jeder Stimme, die ich bekomme, Rechnung tragen“, erklärt Goldner. Im Stadtrat werde durchweg harmonische Politik betrieben, da sei es schwer, Alternativen einzubringen. „Die Kandidatur ist eine Möglichkeit, unsere grünen Themen an die Öffentlichkeit zu bringen und uns klar abzugrenzen“, so Goldner. Denn trotz Harmonie im Stadtrat gebe es doch einige Themen, bei denen die Grünen nicht mit den Christsozialen übereinstimmten. „Ich wehre mich beispielsweise gegen die Wachstumsgläubigkeit. Wachstum ist nicht per se positiv. Wachstum hat seine Grenzen und Entscheidungen müssen aus ökologischer Sicht nachhaltig gefällt werden, nicht nur für die nächsten fünf bis zehn Jahre, sondern für Jahrzehnte“, betont Goldner.

Ein weiteres Thema, das sich Goldner auf die Fahne geschrieben hat, ist die Energieversorgung. „Die muss die Gemeinde meiner Meinung nach komplett in die Hand nehmen. Doch derzeit stößt der Begriff ‚Stadtwerke‘ noch auf taube Ohren.“ Für den Waldsportpark wünscht sich Goldner noch mehr Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. Vor allem die Fußballer bräuchten ein neues Spielfeld. „Die Infrastruktur ist vorhanden, auf der grünen Wiese würde so etwas Millionen kosten. Dafür wäre ich sogar bereit, ein Stück Wald zu opfern, wenn an anderer Stelle eine Ersatzpflanzung vorgenommen wird.“ Als Mitglied des technischen Ausschusses sind Verkehrsthemen ebenfalls Goldners Spezialgebiet. Der Grünen-Antrag auf Tempo 30 in der Rosenheimer Straße innerorts und Tempo 60 außerorts wurde vom Stadtrat einstimmig angenommen. Ein weiterer Antrag, der auf die Entzerrung im Bereich der „Amtsgerichtskreuzung“ zielt mit dem Vorschlag, die Rosenheimer Straße zu verschwenken, werde derzeit geprüft.

Nicht nur weil Verkehrsthemen die Bürger am meisten beschäftigen, wurde Philipp Goldner als Kandidat ausgewählt. Fraktionssprecherin Rosemarie Will: „Er kennt Ebersberg von Kindesbeinen an, er ist jung, kann Visionen wecken und so dafür sorgen, dass sich Ebersberg liebenswert, lebenswert und naturverbunden weiter entwickelt“. Der seit 1994 amtierende Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) freut sich über den weiteren Kandidaten: „Das spricht für eine gute politische Kultur in unserer Gemeinde und die Bürger haben mehr Entscheidungsfreiheit“. Er selbst werde ebenfalls für die nächste Legislaturperiode antreten, die ausnahmsweise sogar bis 2020 geht. Der Gesetzgeber will mit dieser Regelung die Bürgermeister- und Kommunalwahlen wieder in Einklang bringen. „Dann bin ich 68, das reicht dann auch“, so Brilmayer. Gerüchte, er wolle ins Landratsamt einziehen, dementiert er. „Ich bin zwar immer wieder gefragt worden, aber mein Platz ist hier im Ebersberger Rathaus, die Arbeit macht mir Spaß.“ Die offizielle Nominierung Brilmayers findet am 11. November statt.

Die SPD wird ebenfalls wieder einen Kandidaten ins Rennen schicken, der Name wird jedoch erst auf der Versammlung am 30. November preisgegeben. Nur eines steht fest: Elisabeth Platzer, die bereits zwei Versuche hinter sich hat, wird nicht mehr zur Verfügung stehen. Im Gespräch ist vielmehr die stellvertretende Ortsvorsitzende und Stadträtin Doris Rauscher. „Wir sehen die Herausforderung durch die Grünen sportlich“, sagt der Vorsitzende des SPD-Ortsverbandes Ebersberg, Helmut Fink. Gegen Brilmayer zu bestehen, sei ohnehin schwierig und genau wie die Grünen sehe man die Kandidatur eher als Möglichkeit, seine politischen Ziele der Öffentlichkeit darzustellen. „Stichworte hierzu sind demografischer Wandel und erschwinglicher Wohnraum für Familien. Im Detail werden wir unsere Schwerpunkte auf der Versammlung darlegen“, so Fink. Ob es einen weiteren Kontrahenten für Brilmayer geben wird, entscheidet sich am 21. November. An diesem Tag treffen sich die Freien Wähler (FW) zu ihrer Jahresversammlung und werden darüber abstimmen, ob sie überhaupt einen Kandidaten aufstellen wollen. Den Antritt von Phi­lipp Goldner sieht der FW-Vorsitzende und Zweite Bürgermeister Anton Ried gelassen. „Das muss jede Gruppierung selbst wissen, wir leben in einer Demokratie.“ Von Sybille Föll

Artikel vom 13.10.2011
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