Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München · Kleider machen Leute

Eine Tracht sagt viel über ihren Träger aus. Leider verstehen heute nur noch wenige diese Bildsprache. Aber fesch schaut’s schon aus. Fotos: Museum

Eine Tracht sagt viel über ihren Träger aus. Leider verstehen heute nur noch wenige diese Bildsprache. Aber fesch schaut’s schon aus. Fotos: Museum

München/Schliersee · Grüß Gott!Sie sind wahrscheinlich auch schon auf der Wiesn gewesen, immerhin haben wir ja fast schon Halbzeit. Ist Ihnen da auch aufgefallen, dass die Madl und Burschen wieder vermehrt in Dirndl und Lederhosen unterwegs sind? Ich hab das mit Wohlwollen festgestellt.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Ob jetzt eine Frau a bissl strammer ist oder dünner, kleiner oder größer – mit einem Dirndl ist einfach a jede fesch beinand. Also die, die ein einigermaßen normales Dirndl anhaben.

Paradiesvögel gibt es natürlich nach wie vor, beim „Sehen und Gesehen werden“. A springendes Hirscherl aus Glitzersteinderl auf der Schürzn, an de Blusenärmel a paar Pfauenfedern angnäht und aufm passenden Hut in lila a kleines Geweih als modisches Highlight. Wer’s mog… Ja, für manche ist das Oktoberfest, doch immer noch bisserl so was wie Fasching. Mei, leben und leben lassen sag ich da bloß. Grad auf der Wiesn.

A richtige Tracht sieht man eh fast nur noch am ersten Sonntag beim Trachten- und Schützenzug, dabei geht die Geschichte schon ganz schön weit zurück. Es gibt zum Beispiel ein Schreiben vom 1. Juni 1853 der königlichen Regierung von Oberbayern, die Nationaltrachten, insbesondere die Landestrachten, zu erhalten, da diese das Nationalgefühl erheben! Schon 1859 wurde die „Gesellschaft der Gemütlichkeit“ in Miesbach gegründet und Josef Vogl aus Bayrischzell rief 1883 zusammen mit anderen Burschen den ersten „Gebirgstrachten-Erhaltungsverein“ ins Leben und setzte sich vehement für den Erhalt der Lederhose ein. Die Kirche verbot da­raufhin den Trachtlern die Teilnahme an Prozessionen, und das erzbischöfliche Ordinariat erklärte 1913 die „Kurzhosenvereine“ für sittenwidrig. Des kann man sich heut gar nimmer vorstellen, weil was gibt’s Schöneres als a gstandns Mannsbild in der Kurzen?

Auch nach dem Ersten Weltkrieg waren die Trachtenvereine weiter lebendig. Am 25. Oktober 1925 wurden die „Vereinigten Trachtenverbände des bayrischen Oberlandes“ im Hackerkeller in München gegründet. Er umfasste zehn Gründungsgauverbände zusammen mit 303 Vereinen und 19.135 Mitgliedern. Nach der Wiederzulassung der Trachtenvereine 1948 gab es 500 Trachtenvereine mit rund 45.000 Mitgliedern. Im Mittelpunkt der Tracht stand nicht der Träger, sondern die Kleidung diente überwiegend zur Präsentation der Herkunft, des Wohlstandes und des Besitzes. Je mehr Stoff für die Tracht verwendet wurde, je mehr Knöpfe die Westen hatten, desto reicher war der Träger. Bei manchen Westen sah man den Stoff vor lauter Knöpfen nicht mehr und Röcke wurden so tief in Falten gelegt, dass sie kaum mehr zu (er)tragen waren. So eine Tracht war und ist schon sehr aussagekräftig. Man sieht gleich aus welchem Dorf der „Angezogene“ stammt, die momentanen wirtschaftlichen Verhältnisse und den Personenstand. Also muss man vor dem Anbandeln gar nimmer viel fragen, man kann am Gewand sehen, dass sie aus der gleichen Region kommt, ledig is’ und eventuell auch a Geld hat. Die heutigen Madl auf der Wiesn werden sich da aber doch noch a bisserl mit den Burschn unterhalten müssen, wenn der zwar a Miesbacher Lederhosn anhat, aber keine Wadl dazu, a Hemd aus Hawaii drunter trägt und die Füße mit Halbsockerl in amerikanischen Bas­ket­ball­stie­ferl stecken! Sie können übrigens anziehen was Sie wollen, wenn Sie ganz in Ruhe ihr Bier in meinem Museum genießen wollen.

Ich freu mich so oder so auf Sie!

Ihr

Ihr Markus Wasmeier

Veranstaltungstipps!

Schottisch-bayrische Highland Games

8. und 9. Oktober 2011 in Schliersee/Neuhaus

Informationen und Eintrittskarten unter http://highlandgames.wasmeier.de

Artikel vom 23.09.2011
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