Nach ersten Unfällen nur noch Tempo 40 an der »halben Ampel«

Bogenhausen · Drängler am Isarring

Vor dem Fahrbahnteiler sind nun fünf weiße, orange umrandete Warnbalken und auf der Schwelle eine kleine Warnleuchte installiert.	Foto: ikb

Vor dem Fahrbahnteiler sind nun fünf weiße, orange umrandete Warnbalken und auf der Schwelle eine kleine Warnleuchte installiert. Foto: ikb

Bogenhausen · Die linke Spur Richtung Schwabing hat Dauergrün, die rechte Spur des Isarrings ist abwechselnd ampelgesteuert mit dem Verkehr aus der einmündenden Ifflandstraße: Die »halbe Ampel«, in Betrieb seit Montag, 8. August, am Brennpunkt hinter der John-F.-Kennedy-Brücke, funktioniert – zumindest technisch.

Isarring in München-Ost

Der Verkehr am neuralgischen Abschnitt ab Höhe Effnerplatz bis zum Isarring fließt seither meist flüssiger, Rückstaus gibt’s kaum mehr. Nach ersten Beobachtungen hat sich die Situation was die Staus anbelangt entspannt. Das heißt aber nicht, dass das deutschlandweit einzigartige Projekt schon ein Erfolg ist. Denn der Faktor Mensch ist der Schwachpunkt des Ampeltricks. Durch Unaufmerksamkeit und Ungeduld ist es in diesen ersten Tagen zu brenzligen Verkehrssituationen gekommen.

In Folge von zwei Unfällen am Sonntag, 14. August, wurde das zulässige Tempo im Gefahrenbereich von 50 auf zunächst 30 reduziert. Am Morgen fuhr eine Fahrerin, die mit ihrem Pkw auf der linken Spur unterwegs war, auf den Fahrbahnteiler auf. Sie rutschte zehn Meter darauf entlang und blieb dann hängen. Am Pkw entstand ein geringer Sachschaden, die Fahrerin blieb unverletzt. Der zweite Unfall ereignete sich am Abend an derselben Stelle. Ein Pkw-Fahrer war auf der rechten Fahrspur unterwegs, als auch er auf den Betonteiler auffuhr; das Auto kippte auf die rechte Seite. Zeugen des Unfalls halfen dem Fahrer beim Aussteigen. Er wurde nicht verletzt.

Inzwischen gilt in dem Abschnitt nicht mehr Tempo 30 sondern 40. Weitere neue Sicherheitsmaßnahmen: Beidseitig sowie am Fahrbahnteiler wurden Warnleuchten und Verbotsschilder für Lastwagen auf der Schnellspur angebracht. Vor der Fahrbahntrennung sind nun fünf weiße, orange umrandete Warnbalken verankert. Inzwischen kennen die meisten Pendler die neue Situation. Überwiegend sind es Ortsfremde, die auf die Schnellspur drängeln, mehrfach gab es schon Blechkontakte, wodurch die Schnell- kurzzeitig zur Standspur wurde.

Erste heikle Situationen nach reibungslosem Start

Nach der Einschaltung der »halben Ampel« am 8. August lief der Verkehr in den ersten Stunden wie am Schnürchen. Die gewohnten regelmäßigen Verkehrshinweise auf allen Radiosendern entfielen. Doch schon am späten Nachmittag, zur rush hour, gab es erste heikle Situationen. Im Durchschnitt bei jeder zweiten Ampelfrequenz missachtet ein Fahrer das Rotlicht. Vor allem aus der Ifflandstraße kommend – pro Grünphase passieren 15 bis maximal 20 Autos – drücken viele Fahrer im fahrbahnverengten Einmündungsbereich im allerletzten Moment das Gaspedal durch. Da nach der Rotanzeige genau drei Sekunden vergehen, ehe die rechte Isarring-Spur Grünlicht erhält, viele Autofahrer hier aber schon bei Gelb stark beschleunigen, ist der Fahrzeugabstand 100 Meter weiter oft äußerst gering.

Dazu muss man wissen: Die Ifflandstraße mündet jetzt nur mehr einspurig in den Isarring. Zwar ist die Taktung der Lichtzeichenanlage so, dass theoretisch mehr Fahrzeuge bei Grün passieren könnten. Aber eben nur theoretisch: Ein Lastwagen oder Sattelschlepper startet langsamer, braucht mehr Anfahrtszeit. Die Folge: Nur sechs bis zehn Fahrzeuge kommen in einem Schub durch, Rückstaus sind die Folge. Auf dem Isarring ist auf Höhe der John-F.-Kennedy-Brücke und beim Isarkanal das Einordnen auf großen Tafeln beschrieben. Trotzdem quietschen kurz vor den die Ring-Fahrbahnen trennenden Betonschwellen regelmäßig die Bremsen, dröhnen die Hupen. Die Rotlichtanzeige an der Ampel-Schilderbrücke einerseits, das plötzlich auftauchende Hindernis andererseits lässt die Fahrer offensichtlich nur wenige Meter vor den Teilern von der rechten (Rotlicht) auf die linke Spur (Grün) wechseln, um ohne Stopp durchfahren zu können. Das bisherige Fazit der Polizei: Sollte sich künftig ein Gefahrenherd bilden, werde man weitere Maßnahmen ergreifen. Mehr war nicht zu erfahren; Bilanz soll erst nach der sechsmonatigen Testphase gezogen werden. ikb

Artikel vom 23.08.2011
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