Vor knapp 18 Jahren errang die deutsche Basketball-Nationalmannschaft einen der größten Erfolge ihrer Geschichte. 1993 gewann Deutschland den Europameistertitel, den bisher einzigen. Nun kehrt die aktuelle Auswahl an den Ort des Triumphs zurück: in die Münchner Olympiahalle.
Wenige Tage vor dem Start der EM in Litauen testet das Team von Dirk Bauermann, der noch den FC Bayern und die Nationalmannschaft in Personalunion betreut, gegen China. Mit von der Partie sein wird dann auch der frischgebackene NBA-Meister Dirk Nowitzki, Deutschlands erfolgreichster Basketballer aller Zeiten.
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In der NBA, der nordamerikanischen Profiliga, wo der gebürtige Würzburger Nowitzki bei den Dallas Mavericks unter Vertrag steht, droht ein sogenannter Lockout. Sollten sich Spielervereinigung und Klubbesitzer nicht auf einen neuen Gehalts-Rahmenvertrag einigen können, könnte die kommende Saison flachfallen. Der deutsche Superstar könnte dann den Weg zurück nach Deutschland finden. Im Wochenrhythmus kommen neue Gerüchte um einen Wechsel auf. Mehrere Bundesligisten seien interessiert, hieß es, dann sollte ein Wechsel nach China kurz vor dem Abschluss stehen und, ein Name, der immer fällt, wenn es um einen Wechsel Nowitzkis geht: Der FC Bayern.
Das neue Zugpferd des deutschen Basketballs reitet an der Säbener Straße. Um Trainer Dirk Bauermann wurde nach dem Aufstieg in die höchste Spielklasse ein Team aufgebaut, das möglicherweise in seiner Premierensaison um den Titel mitspielen kann. Im deutschen Kader gegen China stehen vier Spieler der Bayern, so viele wie von keinem anderen Klub. Ob mit Nowitzki bald ein fünfter im Münchner Aufgebot stehen könnte, kommentiert FCB-Sprecher Christian Gadenne nur mit einem Schmunzeln: Diese Gerüchte kommen immer wieder. Im Moment haben wir ein starkes Team, mit dem wir in die Saison gehen wollen. Es sind keine Verpflichtungen mehr geplant.
Stattdessen hat man beim FCB ganz andere Pläne. Die zweite Mannschaft soll in den kommenden Jahren bis in die ProB-Liga, die dritthöchste Klasse, geführt werden. Im Frühling noch gab es Gespräche mit dem zweitstärksten Münchner Verein München Basket über eine Kooperation, die jedoch scheiterten. Wohl auch deshalb sagt Basket-Coach Matthias Zollner: Die Strukturen im Münchner Basketball sind weit hinter anderen Standorten in Deutschland hinterher. Zollner sieht eigentlich ein enormes Potential in München, erstens aufgrund der Bevölkerungszahl, zweitens aufgrund der guten Sport-Infrastruktur.
Rund 7.000 aktive Basketballer gibt es in München. Das macht die Sportart zur zweitgrößten hinter Fußball. München Basket duelliert sich in der 1. Regionalliga u.a. mit dem TSV OH Deisenhofen und den Dachau Spurs. In der 2. Regionalliga treten der DJK Sportbund und der TSV München Ost sowie die Erding Baskets, Slama Jama Gröbenzell und der TSV Jahn Freising an. Groß geschrieben wird die Korbjagd in weiteren Vereinen wie dem BC Hellenen, TS Jahn, TSV Forstenried, MTSV Schwabing, ESV München oder MTV 1879 München diese Aufzählung könnte fortgeführt werden.
So gut der FC Bayern als Zugpferd für den Standort München ist, den Alleingang der Roten sehen nicht alle gerne. Daniel Riebesell, Trainer beim TSV München Ost, sagt, es fehle eine Leistungspyramide, in der vom Spitzenverein aus alle kleineren Klubs unterstützt würden. Ein solches Modell besteht in Bamberg. Welches Potential in Basketball steckt, zeigt der TSV Ost. Der Jahresetat beträgt mehr als 50.000 Euro, der Großteil davon fließt in die Jugend. Das Ziel: Wir wollen mittelfristig mit jungen deutschen Spielern in die erste Regionalliga, sagt Riebesell. Projekte wie dieses gefallen auch Matthias Zollner. Er findet, Basketball in München sei bislang stiefmütterlich behandelt worden, es fehle die Popularität. Der Auftritt der deutschen Auswahl gegen China am 26. August (19 Uhr) in der Olympiahalle könne zumindest aber für einen weiteren Push sorgen. Von Jan Lüdeke