Gedenktafel für Schalom Ben Chorin enthüllt

Zentrum · Isar und Jordan im Herzen

Avital Ben Chorin vor der Gedenktafel: Sie hört die Schritte ihres verstorbenen Mannes immer noch in den Straßen Münchens.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Avital Ben Chorin vor der Gedenktafel: Sie hört die Schritte ihres verstorbenen Mannes immer noch in den Straßen Münchens. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Zentrum · Im Hinterhof treffen sich Schachliebhaber, im Vorderhaus werden Pommes frites, Burger und Co verkauft. Die Zweibrückenstraße 8 ist eine beliebte Adresse. Und neuerdings ist hier auch, neben dem Eingang der Fast-Food-Kette, eine Gedenktafel angebracht.

Sie wurde von der Künstlerin Blanka Wilchfort gestaltet und soll erinnern an einen der großen Bürger dieser Stadt, Schalom Ben Chorin, der in diesem Gebäude am 20. Juli 1913 als Fritz Rosenthal geboren wurde.

Der Schriftsteller und Religionsphilosoph, legendär mit seiner Baskenmütze, war ein leidenschaftlicher Kämpfer für Toleranz. Unermüdlich setzte er sich für den christlich-jüdischen Dialog ein. Sein Credo: »Versöhnung ist möglich.« Er erhielt zahlreiche Ehrungen, unter anderem im Jahr 1993 das große Bundesverdienstkreuz mit Stern. »Er war ein Brückenbauer zwischen Juden und Christen, zwischen Isar und Jordan, zwischen Deutschland und Israel«, sagte Michael Petery, Vorsitzender des Vereins Chaverim, einem Freundeskreis zur Unterstützung des Liberalen Judentums.

Zur Enthüllung der Gedenktafel am vergangenen Mittwoch und zur anschließenden Gedenkversammlung am Fortuna-Brunnen sprachen Vertreter der Landeshauptstadt, des Judentums, der christlichen Kirchen und des Islam über die großen Verdienste Schalom Ben Chorins. Als besondere Ehrengäste waren seine Witwe Avital Ben Chorin mit Tochter Ariela aus Jerusalem angereist, sowie sein Sohn Tovia Ben Chorin aus Berlin. »Mein Mann liebte München so sehr. Ich habe den Eindruck, dass er immer noch hier ist, dass seine Schritte immer noch zu hören sind«, sagte Avital Ben Chorin mit einem leisen Lächeln. Sie zitierte aus den Erinnerungen ihres Mannes an München: »Eine Stadt, die so rauschende Kastanienbäume und das Licht des nahen Südens hat.«

Im Jahr 1935 wurde der junge Fritz Rosenthal durch die Nazis aus seinem geliebten München vertrieben. Er flüchtete ins damalige Palästina, gründete eine eigene Glaubensgemeinschaft und nannte sich fortan Schalom Ben Chorin, was »Frieden, Sohn der Freiheit« bedeutet. Am 7. Mai 1999 starb er in Jerusalem. Zeit seines Lebens bekundete er seine Verbundenheit zu beiden Städten: »In mein Herz münden Isar und Jordan.« scy

Artikel vom 25.07.2011
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