Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium wird zur Großbaustelle

Bogenhausen · Prüfung in Geduld

Schulleiter Wolfgang Hansjakob macht sich auf Jahre des Improvisierens gefasst. Auf dem Areal zwischen Haupttrakt und Turnhalle (rechts) wird ein dreistöckiger Erweiterungsbau errichtet.	Fotos: ikb

Schulleiter Wolfgang Hansjakob macht sich auf Jahre des Improvisierens gefasst. Auf dem Areal zwischen Haupttrakt und Turnhalle (rechts) wird ein dreistöckiger Erweiterungsbau errichtet. Fotos: ikb

Bogenhausen · Die Vorbereitungen laufen seit Wochen, ab Montag, 1. August, mit Beginn der Sommerferien, geht’s richtig los: Das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) an der Elektrastraße 61 im Arabellapark wird mit einem Aufwand von rund 20 Millionen Euro erweitert, umgebaut und von Grund auf saniert.

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Oberstudiendirektor Wolfgang Hansjakob, der die Schule seit vier Jahren leitet, hofft, dass die Planungsvorgaben und die Logistik eingehalten werden: »Ein genaues Enddatum gibt es nicht, aber bis etwa 2015 dürfte alles fertig sein.«

Das langwierige Projekt startet mit der Generalinstandsetzung der 1974 erbauten Dreifachturnhalle, die danach auch als Versammlungsraum für bis zu 600 Personen genutzt werden kann. Eigentlich sollten diese Arbeiten schon beendet sein, doch die Maßnahme war immer wieder verschoben worden. Die marode Turnhalle hatte im vergangenen Herbst münchenweit für Schlagzeilen gesorgt. Arbeiter hatten hinter den Wandverkleidungen Asbestplatten gefunden, die Halle musste zeitweise geschlossen werden. Nun werden der Boden, die Sanitäranlagen und die Elektroinstallation erneuert. Im Dezember nächsten Jahres kann dann wieder Sport unter Dach getrieben werden.

Parallel dazu erfolgt bis etwa April 2013 der am Verbindungsweg zwischen Elektra- und Englschalkinger Straße gelegene Erweiterungsbau. Fußgänger müssen währenddessen einen größeren Bogen laufen, auch die Bushaltestelle vor der Schule wird verlegt. In dem dreistöckigen Gebäude werden mehrere Klassenzimmer eingerichtet, alle drei Musikräume sowie eine dritte EDV-Einheit untergebracht. Die Räumlichkeiten werden wirklich dringend benötigt, weil die Schule für maximal 900 Jugendliche konzipiert ist, dort aber derzeit mehr als 1.300 unterrichtet werden.

Für ein wenig Entlastung sorgen seit vergangenen Juli im Schulhof aufgestellte zweistöckige moderne Container – farblich freundlich von dunkel- über hellgrün bis zu türkis abgestimmt – , in denen vier Klassen Unterschlupf für geplante fünf Jahre finden. Organisation und Improvisation – für Direktor Hansjakob quasi täglich Brot – sind ab September extrem gefordert, da erneut sieben Eingangsklassen unterzubringen sind. »Obwohl dieses Jahr zwei Abiturgänge wegfallen, steigt dann die Schülerzahl. Da im Stadtbezirk mehrere neue große Wohnviertel entstehen, ist künftig mit einer Abnahme der Schülerzahlen keinesfalls zu kalkulieren. Das Gegenteil dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Fall sein – selbst wenn eines fernen Tages das geforderte Gymnasium in Unterföhring realisiert wird. »Das wäre schon eine kleine Entlastung, denn ab September sind 19 Kinder aus Unterföhring neu angemeldet, also fast eine Klasse«, erläutert Hansjakob. Auch Jugendliche aus Riem und Trudering besuchen das WHG.

Teil zwei bilden ab Mitte 2013, wenn alles passt, wie der Direktor hofft, die Umbaumaßnahmen des 1970 erstellten Haupttrakts. Die Klassen- und die Verwaltungszimmer werden auf Vordermann gebracht, zudem entsteht ein zusätzlicher Chemie-Raum. Zugleich werden die nicht mehr den Sicherheitsstandards entsprechenden Fachlehrsäle renoviert und saniert – ein Sechs-Millionen-Euro-Projekt, das im Rathaus nachträglich bewilligt wurde.

Namensgeber Wilhelm Hausenstein – der Reise- und Kunstschriftsteller wurde 1957 auf dem Bogenhausener Friedhof St. Georg beigesetzt – wäre in ein paar Jahren wohl stolz auf »sein« frisch herausgeputztes Gymnasium. Und sicherlich auch auf den Titel »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«, den das WHG Mitte 2009 verliehen bekam, wobei sich die Verantwortlichen verpflichten mussten, in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen gegen Diskriminierung, Rassismus und Intoleranz durchzuführen. Der Hintergrund: Das WHG ist eine Schule mit einem weit überdurchschnittlichen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund. ikb

WHG-Spendenlauf statt Wandertag

Am Mittwoch, 27. Juli, 8 bis 13 Uhr, geht’s auf dem Sportgelände des TSV Jahn im wahrsten Sinne des Wortes rund. 1.500 Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Ehemalige und Freunde rennen Runden für einen guten Zweck: für den Kindergarten Travesuras in Buenos Aires. Jeder Teilnehmer hat einen oder mehrere Sponsoren – Eltern, Oma und Opa, Freunde, Nachbarn – die pro gelaufene Runde einen Betrag spenden. Von den Einnahmen fließen auf jeden Fall 7.000 Euro nach Argentinien, vom darüberliegenden Betrag geht die Hälfte an den Kindergarten, die anderen 50 Prozent kommen der Schulsozialarbeit am WHG zugute.

Anne-Sophie Mertgen und Carolin Lazarovici, die vor zwei Jahren am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium ihr Abitur gemacht haben, hatten die Idee für die Aktion. Nach ihren Prüfungen hatten sie mehrere Monate in dem in einem Slum gelegenen Kindergarten gearbeitet; die Armut und die schrecklichen Zustände erschütterte die jungen Damen. Sie beschlossen, »zu Hause etwas Konstruktives zu organisieren, um helfen zu können, um einen Raum zu bauen, um Sanitäranlagen und ein Klettergerüst installieren zu können«. Das Duo gründete Auxilio, einen gemeinnützigen Verein, die Schulleitung stimmte dem Vorhaben zu – jetzt heißt’s »Auf die Plätze, fertig, los!« ikb

Artikel vom 19.07.2011
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