Bahnübergang Fasanerie: 39 Prozent sind für die teuerste Lösung

Fasanerie · Bürger bevorzugen Trog

Roland Zeller (links) vom Baureferat und Georg Dunkel vom Planungsreferat (rechts) stellten sich unter Moderation des Bezirksausschussvorsitzenden Markus Auerbach (Mitte) den Fragen der knapp 60 Bürger.	Foto: ws

Roland Zeller (links) vom Baureferat und Georg Dunkel vom Planungsreferat (rechts) stellten sich unter Moderation des Bezirksausschussvorsitzenden Markus Auerbach (Mitte) den Fragen der knapp 60 Bürger. Foto: ws

Fasanerie · Der Kontrast könnte nicht größer sein: Der größte Wunsch der knapp 60 Bürger beim Runden Tisch zur Beseitigung des Bahnübergangs Fasanerie in der Feldmochinger Straße ist zugleich auch der teuerste: 39 Prozent der Anwesenden votierten für die Tieferlegung der Gleis­trasse in einen Trog.

Dringend notwendig: Unterführung am S-Bahnhof Fasanerie

Der zweitgrößte Wunsch ist das genaue Gegenteil und zugleich die billigste Variante: 33 Prozent stimmten am Ende der ganztägigen Veranstaltung im Pfarrsaal Sankt Christoph dafür, alles so zu belassen wie es ist. Der Vorschlag des Baureferates, eine Straßenunterführung zu bauen, landete nur auf Platz drei: Dafür votierten 23 Prozent der Anwesenden. Wenig Zustimmung gab es für die vierte Variante, viel weiter südlich an der Tunnelausfahrt aus dem Rangierbahnhof eine Straßenbrücke zu bauen. Für diese Idee der sogenannten Südumfahrung stimmten nur fünf Prozent.

Die Meinungen der Bürger aus der Fasanerie drifteten also weit auseinander. Wie geht es nun weiter? Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) kündigte an, das Ergebnis aus dem Runden Tisch an den Stadtrat weiterzuleiten: Für den Bau des Trogs habe sich eine »deutliche Mehrheit« ausgesprochen, wertete der Politiker das Votum der Bürgerbeteiligung und betonte respektvoll: »Das ist Ihr Wille.«

Der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl wolle sich auch noch zu dem Projekt äußern, kündigte Auerbach an. Zugleich wird man im Baureferat an einer Lösung arbeiten, Mitarbeiter Roland Zeller drückte es so aus: »Unsere Aufgabe wird es sein, unter diesen vielen Parametern ein Optimum herauszufinden, das wir uns in der Stadt leisten können, und überörtliche Überlegungen einzubeziehen.« Letztendlich muss der Stadtrat das Projekt genehmigen und dafür auch die Mittel bereitstellen. Was also tatsächlich entsteht, ist noch völlig offen. Dem Baureferat zufolge würde der Bau des Trogs Gesamtkosten in Höhe von 109 Millionen Euro verursachen, die Stadt müsste davon 96 Millionen Euro tragen. Die Straßenunterführung würde 21 Millionen Euro kosten, der städtische Anteil wären acht Millionen Euro, so Zeller.

Georg Aschauer vom Vorstand des Vereins »Interessensgemeinschaft Fasanerie aktiv« forderte bei dem Runden Tisch einmal mehr die Tieferlegung der Gleis­trasse in einen Trog: Dabei könnten 40 Millionen Euro eingespart werden, wenn man den bestehenden S-Bahnhof Fasanerie etwa um 600 Meter weiter nach Süden verlegen würde – durch die Nähe der S-Bahn-Station an der Ausfahrt der Züge aus dem Tunnel unter dem Rangierbahnhof könne der Trog verkürzt und das Projekt auf 60 Millionen Euro reduziert werden, argumentierte Aschauer. Ein anderer Anwohner wies darauf hin, dass die Tieferlegung der Gleistrasse »als einzige Lösung in Frage kommt.« Eine Bürgerin untermauerte dies mit folgender Feststellung: »Die schönere Lösung ist, wenn man die S-Bahn nicht mehr hört und sieht.« Das werde auch den späteren Generationen zugutekommen. Die Anliegerin bekam dafür zwar viel Applaus von den Anwesenden. Doch kurz zuvor hatte ein Bürger ebenfalls Applaus bekommen für sein Statement, dass der Bau des Trogs aus Kostengründen illusorisch sei.

Das zeigte, wie gespalten die Bürgerschaft war. Der Anwohner bezeichnete deshalb den Trog als fragwürdig. Sinnvoller sei eine Lösung, die »machbar und zeitlich darstellbar ist.« Mehrere Redner lehnten die Tieferlegung der Gleistrasse kategorisch ab und bezeichneten das Projekt als »Betonsarg«. Wegen der Lärm- und Sogwirkung der in dem Trog durchfahrenden Fern- und Güterzüge »wird die S-Bahn-Röhre zu einer Folterkammer«, prophezeite eine Anwohnerin. Weil die Schranken derzeit alle paar Minuten unten sind und Anwohner und Autofahrer seit langem Staus und Abgase in Kauf nehmen müssen, forderte die Bürgerin die rasche Beseitigung des Bahnübergangs Fasanerie und den Bau der vom Baureferat favorisierten Straßenunterführung. Die Rednerin appellierte deshalb an die anwesenden Stadträte Heide Rieke (SPD), Dr. Reinhard Bauer (SPD) und Mechthilde Wittmann (CSU), »den Vorschlag der Verwaltung baldmöglichst umzusetzen.«

Auch Anwohner Dr. Karl Ibinger plädierte für die Straßenunterführung und gegen den Trog: An dessen Stelle könne die Stadt zehn Unterführungen bauen. »Warum soll für uns so viel Geld ausgegeben werden. Der Bau des Trogs wäre ein unverantwortlicher Umgang mit den Steuergeldern«, betonte Ibinger. Lothar Müller schlug die sogenannte südliche Umfahrung vor: also die Verlängerung der Feldmochinger Straße westlich der Gleistrasse fast bis hin zum Rangierbahnhof und den Bau einer Straßenbrücke über die dort noch tiefergelegte Gleistrasse. Klaus Schreibauer regte die Umgestaltung des stark befahrenen Bahnübergangs in einen verkehrsberuhigten Bereich ohne Autos an, frei nach dem Gärtnerplatz in der Münchner Innenstadt. Schreibauer forderte die Realisierung »einer menschen- und anwohnerfreundlichen Lösung in naher Zukunft«.

Doch so schnell wird daraus nichts, egal, für welche Variante zur Beseitigung des Bahnübergangs sich die Stadt entscheidet. Roland Zeller vom Baureferat mochte auf Nachfrage keinerlei Zeithorizont für das Projekt nennen. Stadtrat Dr. Reinhard Bauer glaubt, dass der Baubeginn frühestens im Jahr 2020 erfolgen könnte. Denn zum Bau der Straßenunterführung muss die Stadt Privatgrund von den Grundstückseigentümern erwerben, was wohl eine Prozessflut auslösen könnte, prophezeite der Politiker. Eine Anliegerin bestätigte Bauers Befürchtungen mit dem Hinweis, dass die Nachbarn signalisiert hätten, dass sie derart negative Eingriffe in ihre Grundstücke nicht hinnehmen wollten und es deshalb wohl zu Gerichtsprozessen kommen werde – das könnte den Bau der Straßenunterführung verzögern. Fazit der Bewohnerin aus der Fasanerie: »Die Bürger können nicht damit rechnen, dass die Schranken bald weg sind.« W. Schmidt

Artikel vom 14.06.2011
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