Prominente Gäste diskutieren im Sechzger-Stadion

Weiß-blauer Geburtstagsplausch

„Meisterlöwe“ Manni Wagner, Roman Beer, Axel Dubelowski und Anton Löffelmeier. Foto A. Wild

„Meisterlöwe“ Manni Wagner, Roman Beer, Axel Dubelowski und Anton Löffelmeier. Foto A. Wild

München/Giesing · Am Karfreitag fand in der Stadion-Wirtschaft „Zum 1860er“ die Präsentation der Neuauflage des Buchs „Kultstätte an der Grünwalder Straße“ von Autor Roman Beer statt, das in überarbeiteter Fassung frisch zum 100-jährigen Jubiläum des Bauwerks erschienen ist.

Jubiläums-Serie: 100 Jahre »Sechzger-Stadion«
  • 100 Jahre »Sechzger-Stadion«
    Themenseite: Das Grünwalder Stadion – von Löwenfans »Grünwalder« oder »Sechzger« genannt – wird 100 Jahre alt

Der Termin war von den Veranstaltern bewusst gewählt, denn am 23. April 1911 fand das erste Fußballspiel auf Giesings Höhen statt: 1860 München besiegte seinerzeit den MTV 1879 München mit 4:0 Toren.

Rund 150 Gäste verfolgten in der proppenvollen Wirtschaft ein unterhaltsames Podiumsgespräch. Moderiert von Fanlegende Axel Dubelowski, der souverän durch den Abend führte, plauderten Manfred Wagner (Mitglied der 1860-Meistermannschaft von 1966), Karsten Wettberg (1860-Aufstiegs-Trainer 1991), Claus Melchior (Buchautor „Legenden in Weiß und Blau“), Anton Löffelmeier (Buchautor „Die Löwen unterm Hakenkreuz“), Professor Josef Schwarz (Architekt der Stadion-Projektgruppe des TSV 1860) und Roman Beer über die Geschichte des Grünwalder Stadions im Allgemeinen und den Mikrokosmos 1860 München im Besonderen.

Natürlich wurden dabei auch jede Menge Anekdoten erzählt. So beichtete etwa Karsten Wettberg, wie er als junger Mann in den 1960er Jahren Karten für Europacupspiele der Löwen am Schwarzmarkt verkaufte. Sein Drang unbedingt selbst von Anpfiff an dabei sein zu wollen, machte ihn aber für diese Art Nebenerwerb nicht recht tauglich. Manfred Wagner legte ein rührendes Bekenntnis zur „Heimat der Löwen“ ab und berichtete, welchen Respekt die donnernden „Sechzig, Sechzig“-Rufe aus der Stehhalle den Gegnern früher abnötigten. Diese einmalige Atmosphäre sei mit den heute modernen Arenen überhaupt nicht vergleichbar. Doch Wagner war bei weitem nicht der älteste Löwe des Abends. In einem lustigen Wettstreit erhoben sich plötzlich immer mehr ältere Herren aus dem Publikum und taten erstaunliche Zahlen zur Dauer ihrer Mitgliedschaft bei 1860 und dem Datum ihres ersten Stadionbesuchs kund. Da konnte auch der Meisterspieler nicht mithalten. Fast zweieinhalb Stunden lang lauschten die Zuhörer interessiert und geduldig den Ausführungen der Gäste auf dem Podium, ehe mit ein paar Bieren kräftig auf den Stadion-Geburtstag angestoßen wurde.

An diesem Abend hätten Funktionäre und Marketingstrategen des Klubs, die sich mitunter arg schwer tun zu verstehen, was ihre weiß-blaue Kundschaft eigentlich so fühlt und denkt, interessante Einblicke in die Seele des Vereins gewinnen können. Fast überflüssig zu sagen, dass keiner von ihnen da war.

Alfons Seeler

Artikel vom 28.04.2011
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