Bedenken wegen der Verkehrserschließung: In der Fasanerie regt sich Protest

Fasanerie · Mehr Raum für Kinder

Die Anwohner am Tollkirschenweg fordern mehr Stellplätze und eine bessere Verkehrserschließung für den geplanten Kindergarten.	Foto: ws

Die Anwohner am Tollkirschenweg fordern mehr Stellplätze und eine bessere Verkehrserschließung für den geplanten Kindergarten. Foto: ws

Fasanerie · An Krippen und Kindergärten gibt es in Feldmoching-Hasenbergl, dem flächenmäßig zweitgrößten der 25 Münchner Stadtbezirke, ein Defizit. Da kommt die vom Stadtrat am 16. Februar beschlossene Ausbauoffensive für Kindertagesstätten gerade recht. Sechs Standorte sind für den Stadtbezirk 24 in Planung, für zwei davon gibt es bereits einen konkreten Baubeginn:

Diesen Herbst rücken die Bagger an, um einen Kindergarten am Paul-Huml-Bogen in Feldmoching und einen an der Dülferstraße am Hasenbergl zu errichten. Die restlichen vier Standorte sind in der Planung noch nicht so weit fortgeschritten – fest steht allerdings eins: Die Realisierung dieser Projekte »soll bis spätestens zum Jahr 2013 erfolgen«, teilte der neue Stadtschulrat Rainer Schweppe dem Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl mit. Zwei reine Krippen sind an der Hardenstraße 18 am Harthof und an der Himmelschlüssel-/ Lassallestraße in der Siedlung am Lerchenauer See vorgesehen. Ein »Haus für Kinder« – mit jeweils zwei Kindergarten- und vier Krippengruppen – ist an der Robinienstraße in der Lerchenau geplant sowie am Tollkirschenweg in der Fasanerie. Für letzteren Standort sind die Planungen am weitesten fortgeschritten.

Bauherr ist das städtische Referat für Bildung und Sport, das frühere Schulreferat. Es lässt derzeit von der Lokalbaukommission (LBK) im Planungsreferat in einer Bauvoranfrage prüfen, ob das Vorhaben im Grundsatz planungsrechtlich möglich ist. In der unmittelbaren Nachbarschaft regt sich dagegen erster Protest.

Die Anwohner sind zwar grundsätzlich für die Tagesstätte, haben jedoch erhebliche Bedenken wegen der Verkehrserschließung. Denn der Tollkirschenweg sei eine schmale reine Anliegerstraße ohne Fuß- und Radweg und habe noch dazu eine sehr enge, nicht einsehbare Kurve, erläuterte ein Anlieger im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl. Die Fahrbahn sei so eng, dass zwei Autos nicht aneinander vorbeikämen. Fazit des Bürgers: Bereits heute sei die Situation kritisch und führe zu problematischen und gefährlichen Verkehrssituationen. »Alle können in den Tollkirschenweg reinfahren, aber nicht mehr raus.«

Selbst wenn die Stadt wegen der geplanten Tagesstätte die Straße ausbaue, werde die Verkehrserschließung schwierig bleiben, prophezeite der Anlieger. Zudem seien vor dem Haus für Kinder viel zu wenig Parkplätze vorgesehen. Die direkten Nachbarn fordern deshalb Folgendes: Das Gebäude solle auf dem länglichen Grundstück, das entlang des Tollkirschenwegs liegt und am östlichen Ende von der Borsig-/ Feldmochinger Straße begrenzt wird, anders situiert werden – und zwar zur Borsigstraße hin. Die Verkehrserschließung könne dann von dort aus erfolgen und nicht über den Tollkirschenweg, wie derzeit vorgesehen. Ferner müsse die Stadt viel mehr Pkw-Stellplätze für die Eltern ausweisen.

Die Anlieger forderten außerdem, dass die Verwaltung zunächst die Verkehrserschließung untersuchen lassen müsse, ehe man die Planungen vorantreibe. Auf den heftigen Protest der Bürger stellten die Stadtteilpolitiker klar, dass »wir einen großen Bedarf an Tagesstätten haben«, wie die Kinderbeauftragte Gabi Kittl (SPD) betonte.

Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) ergänzte, dass es »Eltern gibt, die händeringend nach Kindergartenplätzen suchen«. Bürgermeister Hep Monatzeder hatte diese Aussagen der Lokalpolitiker kürzlich bei der Bürgerversammlung mit Zahlen belegt: Demzufolge gibt es derzeit im Bezirk Feldmoching-Hasenbergl bei Krippen eine Versorgung von 24 Prozent (stadtweit sind es 32 Prozent) und bei Kindergärten von 79 Prozent (stadtweit sind es 83 Prozent).

Auf die heftige Kritik der Anwohner an dem Projekt am Tollkirschenweg stellte der BA-Vorsitzende Folgendes klar: Obwohl diese Gegend planungsrechtlich als reines Wohngebiet ausgewiesen sei, dürften dort trotzdem Krippen und Kindergärten entstehen: »Es ist also nichts Unrechtes, was da passiert.« Auerbach und Kittl gaben den Anliegern jedoch recht, dass die Verkehrserschließung ein Problem sei – nicht aber die Lage des Gebäudes. CSU-Sprecher Norbert Bettinger sah Letzteres aber anders und bestätigte die Kritik der Bürger: »Die Situierung des Gebäudes ist nicht verständlich«, betonte der Politiker. Zugleich machte er die Anlieger darauf aufmerksam, dass der Bezirksausschussvorsitzende bereits vor einigen Wochen eine Vorab-Stellungnahme und eine Zusage zu dem Projekt erteilt habe.

Antrag auf Vorbescheid

Auerbach rechtfertige dies mit dem Hinweis, dass er von der Lokalbaukommission (LBK) angegangen worden sei, vorab die Zustimmung zu erteilen, und zwar wegen der Dringlichkeit des Projektes. »Eilt sehr«, steht denn auch in Großbuchstaben auf dem Schreiben der LBK in Sachen Tollkirschenweg an den Bezirksausschuss. Auerbach wies die enttäuschten Bürger darauf hin, dass es sich erst um einen Antrag auf Vorbescheid handele und noch nicht um den eigentlichen Bauantrag. Und bei der Prüfung dieses Antrags auf Vorbescheid durch die Lokalbaukommission komme es im Übrigen auch auf den Nachweis der Verkehrserschließung an, sagte der Bezirksausschussvorsitzende.

Trotzdem machten die Anwohner aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl, dass ihre Forderungen durch Auerbachs Vorab-Zustimmung gar nicht in die offizielle Stellungnahme des Bezirksausschusses einfließen konnten – also gar kein Gehör fanden. Der Politiker vertröstete die Bürger schließlich damit, dass das Gremium ja die genauen Pläne im Rahmen des eigentlichen Bauantrags erst noch auf den Tisch bekomme. Doch dann sei es zu spät, um noch Änderungen zu bewirken, entgegneten die Anlieger. Wie es nun am Tollkirschenweg weitergeht, wird sich wohl erst in der Zukunft zeigen. Wally Schmidt

Artikel vom 05.04.2011
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