Stöbern und kaufen am 21. Mai: Flohmarkt der Nachbarn

Schwabing · Raritäten im Hof

Bis 28. März zu den Schwabinger Hof-Flohmärkten anmelden: Dorothee Fichter (r.) freut sich auf viele teilnehmende Nachbarn.	Fotos: hw/scy

Bis 28. März zu den Schwabinger Hof-Flohmärkten anmelden: Dorothee Fichter (r.) freut sich auf viele teilnehmende Nachbarn. Fotos: hw/scy

Schwabing · Wenn es wieder soweit ist, dann wird Gabi Gais ihr Grammophon holen und mitten in den Hof stellen. Es werden Schallplatten laufen wie in guten, alten Zeiten. Und ein Hauch von Nostalgie wird in der Luft liegen. So ist es immer am Tag der Schwabinger Hof-Flohmärkte. Gabi Gais, die an der Hohenzollernstraße wohnt, ist seit Anfang an dabei.

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»Wann erlebt man das schon, dass alle Nachbarn aus ihren Kellern echte Raritäten anschleppen und im Hinterhof zum Verkauf anbieten?«, sagt sie. Der Termin sei ein Muss: »Die Schwabinger Hof-Flohmärkte gehören zu meinen persönlichen Highlights im Jahr.« Gais ist sicher nicht die Einzige, die sich deshalb heuer den Samstag, 21. Mai 2011, im Kalender rot anstreicht. Noch aber laufen die Vorbereitungen.

Anmelden bis Montag, 28. März 2011

Alle Hausgemeinschaften im Stadtbezirk Schwabing, die einen Hof haben, können sich bis Montag, 28. März, anmelden. Entsprechende Formulare gibt es bei der »Nachbarschaft Schwabing«. Kostenpunkt pro Hausgemeinschaft: 15 Euro. Weitere Teilnahmebedingungen: Jede Hausgemeinschaft benennt eine Ansprechperson und beteiligt sich an der Verteilung der Karten zur Werbung. Und: Wo der Hof auch Parkplatz ist, muss vorab geklärt werden, wo es andere Parkmöglichkeiten gibt. Momentan liegen bereits 40 Anmeldungen vor, rund 200 Hausgemeinschaften waren im Jahr 2010 dabei. Auch Jutta Fitz hat große Lust, mitzumachen. Sie hat unter anderem in Amerika gelebt und ist nun wieder nach Schwabing zurückgekommen. »Nach vielen Umzügen hat sich so viel Zeug angesammelt, das ich sicher gut verkaufen kann«, erzählt die ehemalige Lehrerin. »Außerdem, so ein gemeinsamer Flohmarkt mit allen aus unserem Haus, das macht sicher viel Spaß.«

Die Hausgemeinschaft, in der sie wohnt, muss allerdings noch überzeugt werden. Fitz ist aber sicher, dass sich genug Leute finden würden, die dabei sind. Das Okay der Nachbarn genügt jedoch nicht. Auch bei der Hausverwaltung und den Hausbesitzern sollte das Einverständnis eingeholt werden. Was manchmal gar nicht so leicht ist, wie Dorothee Fichter, Leiterin von »Nachbarschaft Schwabing«, berichtet: »Im vergangenen Jahr lehnten rund zehn Prozent der Hausverwalter eine Teilnahme ab. Sie befürchteten zuviel Lärm und Dreck oder dass beispielsweise Pflanzen zertrampelt würden.« Sind die Verhandlungen mit der Verwaltung schwierig, so hilft Dorothee Fichter. »Doch auch ich schaffe es nicht immer, zu überzeugen. Manche hören gar nicht erst zu.« Das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich die Sozialpädagogin herumschlagen muss: »Es ist sehr ärgerlich, dass es immer häufiger Trittbrettfahrer gibt.«

Tür an Tür und Tisch an Tisch

Vor allem professionelle Händler würden die Veranstaltung nutzen und aus Autos und auf Bürgersteigen ihre Ware anbieten. »Händler sind ausdrücklich nicht zugelassen«, sagt Fichter. Denn das würde dem Charakter der Veranstaltung widersprechen: »Wir stehen für eine nachbarschaftliche Aktion. Unser Motto lautet: Wer Tür an Tür wohnt, verkauft Tisch an Tisch.« Leider verhielten sich nicht alle Nachbarn wirklich nachbarschaftlich. Denn auch Nachbarhäuser, die die Anmeldegebühr nicht bezahlt haben, würden sich einfach anschließen und ihre Höfe öffnen. »Das finde ich sehr schade«, bedauert die Organisatorin. Da seien die einen die Nutznießer der Werbung anderer. »Wo bleibt da die Fairness?« Die Schwabinger Hof-Flohmärkte finden heuer bereits zum zwölften Mal statt. In der Regel dauert die Veranstaltung von 10 bis 15 Uhr. Los ging es im Jahr 2000, damals mit 33 mitwirkenden Hausgemeinschaften. Inzwischen gibt es rund 2400 verkaufende Nachbarn, die Zahl der Besucher, auch aus anderen Stadtteilen, liegt bei mehreren Tausend. Nicht alle sind nur auf der Suche nach seltenen Schnäppchen, viele treibt auch die Lust auf Sightseeing der besonderen Art. Denn versteckt hinter malerischen Altbaufassaden liegen oft die schönsten, teilweise begrünten Hinterhöfe, die normalerweise nur die Bewohner zu Gesicht kriegen. Ein Plausch hier, Handeln dort – Kontakte werden geknüpft, vor allem auch unter den Nachbarn. Zwischen Blusen und Röcken, die in Apfelbäumen hängen und abgeschmusten Stoffhasen, die neben Bücherkartons liegen, lernen sich die Bewohner untereinander besser kennen.

»Die Nachbarschaft wird gestärkt, man kommt sich näher«, sagt Dorothee Fichter. »Das ist bedeutsam in einem Stadtteil, in dem über 60 Prozent in Ein-Personen-Haushalten leben.« Nicht selten werden nach Flohmarkt­ende Tische zusammengestellt und bei einer gemütlichen Brotzeit gefeiert. Vergangenes Jahr sei man noch bis in die späte Nacht beim Tonnenhäuschen gesessen, erzählt Gabi Gais.

Nachahmer über die Landesgrenze hinaus

Längst hat das Schwabinger Projekt Nachahmer gefunden, etwa im Lehel und Glockenbachviertel und sogar über die Landesgrenzen hinaus im Wiener Bezirk Maria-Hilf. Und das Original ist beliebter denn je. Für viele Besucher geht es nicht mehr ohne, wie Dorothee Fichter weiß: »Manche organisieren sogar ihre ganze Urlaubsplanung danach.« Weitere Informationen zu den Hof-Flohmärkten gibt es bei der »Nachbarschaft Schwabing« unter Tel. 089/ 39 82 99.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 08.03.2011
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