Professor Oberreuter findet bei Garchinger Neujahrsempfang klare Worte

Garching · »CSU muss dazulernen!«

Die Erste Bürgermeisterin Hannelore Gabor (l.) zusammen mit Professor Dr. Oberreuter und Kerstin Tschuck vor der Rede des Festgastes.	Foto: rhf

Die Erste Bürgermeisterin Hannelore Gabor (l.) zusammen mit Professor Dr. Oberreuter und Kerstin Tschuck vor der Rede des Festgastes. Foto: rhf

Garching · Als großes gesellschaftliches Ereignis gilt mittlerweile der jährliche Neujahrsempfang der CSU Garching. Auch dieses Jahr konnte die Ortsvorsitzende Kerstin Tschuck mit einem interessanten Fachreferenten den Garchinger Bürgersaal mit über 250 Gästen füllen. Professor Dr. Heinrich Oberreuter, seines Zeichens bekannt als Schrecken der Politiker bei beinahe jeder Wahlanalyse im Fernsehen, nahm auch in Garching kein Blatt vor den Mund.

Da kam ihm das Grußwort von Kerstin Tschuck gerade recht: »Man kann den Menschen nur nahe sein, wenn man einer von ihnen ist!« Oder: Als Politiker müsse man »die Menschen lieben«, das hätte sie bei einer Podiumdiskussion von der Ersten Bürgermeisterin und Parteikollegin Hannelore Gabor gelernt. Professor Oberreuter erklärte, dass er seine Rede vor den Garchingern auch vor jeder anderen bayerischen Gemeinde halten könnte, »denn die Probleme seien überall die Gleichen.« »Die CSU im Lande ist völlig hingerissen von den aktuellen Umfrageergebnissen – jegliche Fehlertoleranz bei solchen Statistiken wird außer acht gelassen – man redet sich das Ergebnis einfach schön«, echauffierte sich der Professor. Man solle sich doch nur mal die Wertungen der letzten eineinhalb Jahre ansehen. Da hatte das »Ansehen der CSU mehr Ähnlichkeit mit einem Fahrstuhl als mit einer soliden Mehrheitspartei, denn die Menschen haben kein Vertrauen in die Politiker und bescheinigen ihnen wenig Kompetenz.«

Die Einsicht der Ortsvorsitzenden, in Zukunft noch mehr Bürgernähe beweisen zu wollen, wozu auch »gemeinsames Feiern und fruchtbare Gespräche gehören« – stimmte den Politikbeobachter aber nicht wirklich milde. »Ob das, was ich zu sagen habe, jeder hier gerne hören will, glaube ich nicht, aber die CSUler müssten mittlerweile wissen, was sie von mir zu hören bekommen.« Vielleicht hat auch, der im Vorfeld bereits bekannte kritische Ton von Professor Oberreuter gegenüber der CSU auf jeder Organisationsebene dazu geführt, dass der CSU-Vorstand bei seinem Neujahrsempfang auch Kollegen aller anderen Parteien des Stadtrates begrüßen durfte. Die SPD war dabei besonders gut vertreten. Im Rückblick könnte man den Eindruck gewinnen, dass es vielleicht kein so großer Gefallen war, den sich die CSU mit Ihrem Festtagsredner gemacht hat. Aber auch das wusste der Politikerfahrene zu deuten, »für einen vollen Saal würden Politiker ziemlich viel auf sich nehmen!« Als Fazit für den lehrreichen Politikabend stellte Prof. Oberreuter klar: »Man muss auch als Politiker das tun, was man selbst für das Richtige hält, auch wenn die eigene Partei nicht immer dafür ist und man darf nicht davor zurückschrecken neue Wege zu gehen, die notwendig wären, nur weil das vielleicht schlecht für das Wahlergebnis ist.« Kerstin Tschuck kündigte an: »Das Alte loslassen – das Neue wagen!«

Das bedeute für sie konkret auch die Stadt Garching als Universitätsstadt weiter auszubauen, für die Studenten attraktiver zu machen und immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass Garching wirklich eine Universitätsstadt ist«. Eine Garchinger Mutter bestätigte: »Irgendwo müssen wir ja anfangen, auch wenn wir wohl größere Probleme in Garching haben als die Universität. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die das verstanden haben.

Rebecca Hilmer

Was Garchings Bürger und Politiker mit ihrem Stadtteil verbindet und was sie sich für 2011 wünschen, können Sie hier erfahren:

Garchings Bürger und Politiker beim Neujahrsempfang 2011 der CSU Garching

sl


Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...