Veröffentlicht am 09.12.2010 00:00

München · Albrecht Ackerland über Schneeräumer

Jetzt haben sie wieder alle Schaufeln voll zu tun, die Engel in Orange. Der grausige Anflug dieses seltsamen vorweihnachtlichen Frühlings am Wochenanfang bleibt hoffentlich Geschichte für diese Saison. Der Schnee ist zurück. Stimmen Sie bitte jetzt mit mir ein: Juhee!

Wir haben schon einen ganz besonderen Luxus mit unseren Jahreszeiten. Nicht vorstellbar, wie es wäre, hätten wir durchgehend Sommer. Schlimmer noch: Frühling. Vom Allerschlimmsten allerdings hatten wir in diesem Jahr gar einen Vorgeschmack. Der Sommer war ein ewiger Herbst. Aber das interessiert ja nun zum Glück nicht mehr, Winter ist's, und mit ihm dürfen wir einen weiteren Luxus genießen – ewiges Schneeräumen.

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Man kann sich über sehr viel beschweren in dieser Stadt, Hundehaufen und Klinikhygiene, Marienhof 21 und Luxurisierung von Untergiesing. Aber unseren Räumkommandos gegen die weiße Pracht gebührt allerhöchste Ehre. Der Zustand des Münchner Winterdienstes ist so gut, da könnte man getrost auf die neuerliche Pflicht zum Winterreifen pfeifen. Wenn dann trotzdem ein Taxi auf Sommer-Slicks in einen Streifenwagen rauscht, dann ist das die viel gerühmte Ausnahme, die eine Regel bestätigt.

Ganz anders sieht es bei mir im Hof aus. Hier lautet die Regel des Hausmeisters: Ausschlafen sticht Schneemassen. Dummerweise gehört das Gros meiner Mitmieter zu denjenigen Menschen, die am Morgen zur Arbeit müssen. So bleibt diesen armen Menschen nichts anderes übrig, als durch knietiefes Weiß zu waten, bis sie am Gehsteig angekommen sind. Dort herrscht dann endlich freie Bahn, der Winterdienst fährt gerade zum dritten Mal an diesem Morgen mit diesen süßen kleine Wägelchen vorbei – die aber wahrlich Erstaunliches leisten.

Ich bin beeindruckt und überlege, mir in der nächsten Saison ein solches Gefährt mit Schaufelvollausstattung zuzulegen. Nicht nur, um unserem armen, faulen Hausmeister das Leben noch mehr zu erleichtern, sondern um endlich teilhaben zu können an der Gaudi, die sich da seit Tagen beobachten lässt, in den orangenen Heilsbringern. Hals- und Beinbruch!

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