Haarer Gemeinderat verabschiedet Haushalt mit Augenmaß

Haar · »Eher unaufgeregt«

Eines der teuersten Projekte in Haar ist die Lärmschutzwand für die Bahnstrecke, auf die die Bürger inzwischen seit neun Jahren warten.	Foto: Rammelsberger

Eines der teuersten Projekte in Haar ist die Lärmschutzwand für die Bahnstrecke, auf die die Bürger inzwischen seit neun Jahren warten. Foto: Rammelsberger

Haar · Eine solide Kalkulation, starke soziale Komponenten und enorme Investitionen – das sind die prägenden Merkmale des Haushalts 2011 der Gemeinde Haar, der von den Bürgervertretern bei der vergangenen Tagung einstimmig bewilligt wurde. Das Volumen beträgt 57,4 gegenüber 63 Millionen Euro für 2010.

Dauerbaustelle S-Bahnhof Haar

Für Boden, Beton und Stahl zapft die Kommune ihre Rücklagen mit ein wenig mehr als zehn Millionen Euro erneut zweistellig an. »Das ist in Ordnung so, denn dafür haben wir auch das Geld angespart«, erläuterte Bürgermeister Helmut Dworzak die Maßnahme. Ebenfalls zehn Millionen Euro muss Haar für die Kreisumlage aufbringen – ein dicker Batzen, berechnet auf der hohen örtlichen Steuerkraft im Jahr 2009. Eine Darlehensaufnahme über drei Millionen Euro, geplant für 2010, wird »voraussichtlich erst 2011 vollzogen«. Die Pro-Kopf-Verschuldung steigt so von rund 210 Euro auf knapp 360 Euro, bleibt aber immer noch deutlich unter dem Durchschnitt im Freistaat von 641 Euro. Erfreulich für alle Bürger: An keiner Gebührenschraube wird gedreht.

»Die finanziellen Rahmenbedingungen für 2011 sind zufriedenstellend, eine maßvolle Ausgabenpolitik ist weiterhin erforderlich«, konstatierte Dworzak. Größte Einnahmequelle ist die Gewerbesteuer, die mit 16 Millionen Euro aber um zwei Millionen Euro geringer angesetzt wurde als noch für 2010. »Die weitere Ansiedlung von Gewerbebetrieben würde uns sehr gut tun und bekräftigt uns in unseren aktuellen Bemühungen. Eine aktive Grundstückspolitik kann hier durchaus ihren Beitrag leisten«, meinte denn auch das Gemeindeoberhaupt. Einen leichten Anstieg hingegen erwartet man im Rathaus bei der Einkommen- und Umsatzsteuer mit 10,2 Millionen Euro. All dies vor dem Hintergrund, dass die Hebesätze für die Gewerbesteuer mit 350 und für die Grundsteuer mit 250 nicht angetastet werden.

Den Löwenanteil der Ausgaben machen wieder die Personalkosten, der Verwaltungs- und Betriebsaufwand samt Unterhaltskosten für die gemeindlichen Einrichtungen aus. »Für viele wünschenswerte Maßnahmen beim Bauunterhalt reichen weder die finanziellen noch die personellen Ressourcen aus. Priorität haben Sanierungen im Bereich des Brandschutzes, die größtenteils sehr aufwändig und damit äußerst kostspielig sind«, erläuterte Gemeindechef Dworzak die Lage. Der Faktor Mensch schlägt sich kräftig im Haushalt nieder. Die Beamtenstellen in Haar bleiben zwar konstant bei zwölf, die Zahl der Beschäftigten steigt aber von 189,5 auf 195,5 – allein vier Stellen werden 2011 im Bereich der Kindertagesstätten geschaffen. Und: Unter »Nachwuchskräfte« ist nachzulesen, dass Haar weitere sechs Ausbildungsplätze anbietet.

»12,2 Millionen Euro (Vorjahr 17,6 Millionen Euro) für Vermögenserwerb, Investitionen und Investitionsförderungsmaßnahmen« werden außerdem ausgegeben – spröde betriebswirtschaftliche Umzeichnung für Aufwendungen, die das Leben vor Ort lebenswert machen. Die größten Vorhaben sind die Erweiterung und Generalsanierung des evangelischen Kindergartens (600.000 Euro), Investitionen in eine neue Kinderkrippe (300.000 Euro), Investitionen in den Sport- und Freizeitpark (920.000 Euro), die Lärmschutzwand entlang der Bahnlinie (zunächst 2,15 Millionen Euro), Straßenbau (1,25 Millionen Euro), Planung des neuen Poststadls »als Zentrum für Musik- und Volkshochschule (zunächst 450.000 Euro), Neubau des Setzerhofs (weitere Finanzierungsrate 1,4 Millionen Euro), Investitionen am S-Bahnhof für den Zugang Nord und Park-and-Ride-Plätze (zunächst 1,3 Millionen Euro) sowie Grunderwerb (eine Millionen Euro).

»Unser Haushalt 2011 ist angesichts der weltweiten Finanzkrisen von einer bemerkenswerten Unaufgeregtheit«, bilanzierte Helmut Dworzak. In der Tat hat das Zahlenwerk Hand und Fuß. »Die souveräne Kontinuität« attestierte denn auch Grüne-Fraktionschef Mike Seckinger. CSU-Sprecher Thomas Reichel mahnte zukunftsorientiert den Spargedanken an, den für Haarer Verhältnisse »normalen Haushalt« würden Bürger anderer Gemeinden »sehr besonders finden«. ikb

Artikel vom 07.12.2010
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