Platz der Opfer des Nationalsozialismus wird neu gestaltet

Zentrum · Würdig erinnern

Der Platz der Opfer des Nationalsozialismus soll würdiger gestaltet werden. Wie hier im Modell mit einer Bronzewand mit Schriftzug.	Foto: Baureferat

Der Platz der Opfer des Nationalsozialismus soll würdiger gestaltet werden. Wie hier im Modell mit einer Bronzewand mit Schriftzug. Foto: Baureferat

Zentrum · Die Neugestaltung des Platzes der Opfer des Nationalsozialismus nimmt konkrete Formen an: Kürzlich hat der Bauausschuss der Stadt das Baureferat mit der Entwurfsplanung beauftragt. Seither arbeitet Andreas Sobeck, Künstler aus dem Glockenbachviertel, mit Hochdruck am Projekt. Beginnen soll der Umbau jedoch erst im Herbst 2011.

Sobeck hatte bereits das Denkmal geschaffen, das seit 1985 an die Verfolgten aus dem Dritten Reich erinnert. Er gestaltete die etwa 2,50 Meter hohe Basaltstele, auf deren Ende der Gitterkubus aus Stahl sitzt. In diesem symbolischen Kerker lodert in einer Schale ein Ewiges Licht. Sein Entwurf hatte sich damals in einem von der Stadt München ausgeschriebenen Wettbewerb durchgesetzt. Bereits im März hat sich der Ältestenrat der Stadt dafür ausgesprochen, den Platz der Opfer des Nationalsozialismus würdiger zu gestalten. Nun hat der Bauausschuss grünes Licht für die Umsetzung des Vorhabens gegeben. »Wir fordern dies schon seit 2001«, sagt Grünen-Fraktionssprecher Siegfried Benker. 2007 wurde die Aufwertung des Platzes zudem von der CSU beantragt. Bislang sei das Vorhaben jedoch am ungelösten Verkehrsproblem am Altstadtring gescheitert, erklärt Benker.

Nun haben die Stadtplaner jedoch eine Variante gefunden, die unabhängig von Verkehrsfragen realisierbar ist: Der Platz soll teilweise auf die Stichstraße am Luitpoldblock und die dazugehörigen Parkplätze verlagert werden. Als Ausgleich werden neue Stellmöglichkeiten in der Ottostraße geschaffen. Sobecks Denkmal soll zum Prinzregent-Luitpold-Brunnen hin verschoben werden. »Mit dem Standort an der Straße war ich nie zufrieden«, klagt der Künstler. Die Fläche sei kaum als Platz zu erkennen.

Dies soll nun anders werden: Geplant ist, die Basaltsäule auf der Seite der Brienner Straße mit einer 20 Meter langen, 1,30 Meter hohen Bronzewand einzufassen. Ein großer Schriftzug soll auf die Opfer des Nationalsozialismus hinweisen. Auf der Innenseite der Wand werden die verschiedenen Gruppen der Verfolgten genannt. Tafeln mit umfassenden Erklärungen werde es jedoch nicht geben: Laut Sobeck finden Interessierte umfassende Informationen künftig im NS-Dokumentationszentrum. Mit der Leiterin Irmtrud Wojak stehe er in Kontakt, »wir arbeiten nicht aneinander vorbei«. Zur Brienner Straße hin solle der Platz einen urbanen Charakter erhalten, in Richtung des Maximiliansplatzes sei eine Begrünung vorgesehen, erklärt Sobeck. Dieser Teil werde so gestaltet, dass er die Bürger zum Verweilen einlade.

Um das Projekt realisieren zu können, sind jedoch einige Vorarbeiten nötig: Bäume müssen versetzt und unterirdische Leitungen verlegt werden. Benker indes sieht es als Erfolg, dass das Vorhaben nun überhaupt umgesetzt wird. Eines jedoch bedauert er: »Es ist schade, dass es weiterhin keine Adressen zu diesem Platz geben wird.« Die angrenzenden Häuser bleiben dem Maximiliansplatz und der Brienner Straße zugeordnet. Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus würdig zu wahren ist wichtig. Auch im Hinblick auf den Neonaziaufmarsch, der am kommenden Samstag, 13. November, durch die Münchner Innenstadt führen soll. Das Denkmal ist zwar bis dahin noch nicht erneuert. Aber die Münchner gehen gegen den Marsch der neonazistischen Vereinigung »Freie Nationalisten« auf die Barrikaden: Initiiert vom Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) findet am Samstag, ab 12 Uhr, das große Kulturfest des Bezirksausschusses »München ist bunt! Gesicht zeigen für die Erinnerung und gegen neonazistische Propaganda« am Sendlinger-Tor-Platz vor der Sankt Matthäus Kirche, statt. Julia Stark

Artikel vom 09.11.2010
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