Sozialempfang unter dem Motto »Armut im Münchner Norden bekämpfen«

Feldmoching/Milbertshofen · Kinder brauchen Zukunft

Bei dem Sozialempfang der SPD am vergangenen Montagabend (v.l.): Die SPD-Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias und Diana Stachowitz sowie die neue Sozialreferentin der Stadt München, Brigitte Meier.	Foto: ws

Bei dem Sozialempfang der SPD am vergangenen Montagabend (v.l.): Die SPD-Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias und Diana Stachowitz sowie die neue Sozialreferentin der Stadt München, Brigitte Meier. Foto: ws

Feldmoching/Milbertshofen · In Milbertshofen-Am Hart gelten der Stadt zufolge 7.364 Menschen von rund 68.000 Einwohnern als arm. Bezogen auf die gesamte Einwohnerzahl des Viertels ist Milbertshofen-Am Hart der zweitärmste der 25 Münchner Stadtbezirke. Im angrenzenden Viertel Feldmoching-Hasenbergl gelten 5.533 Personen von rund 55.000 Einwohnern als arm.

Es ist damit der drittärmste aller Münchner Stadtbezirke. Die Zahlen gehen aus dem Armutsbericht 2007 der Stadt München hervor. Der nächste wird 2011 erstellt. »Armut im Münchner Norden bekämpfen«, lautete das Motto des Sozialempfangs der SPD-Landtagsabgeordneten Diana Stachowitz, Isabell Zacharias und Franz Maget am vergangenen Montagabend im Moosacher Pelkovenschlössl. Besonderer Ehrengast war die neue Sozialreferentin der Stadt, Brigitte Meier. Maget war kurzfristig verhindert und musste nach Brüssel.

Im Armutsbericht 2007 der Stadt München wurde Armut wie folgt definiert: Als arm wird bezeichnet, wer über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens verfügt. Damit liegt die Armutsschwelle für einen Ein-Personen-Haushalt bei 810 Euro. Das Thema »Armut« beschäftigt indes auch die Politiker in den Stadtvierteln selbst. Antonie Thomsen (SPD), Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, kommentiert die soziale Lage im Viertel – dem zweitärmsten Stadtbezirk in München – so: »Wir haben den höchsten Bestand an öffentlich-gefördertem Wohnungsbau, sprich an Sozialwohnungen. Im Stadtteil Am Hart ist der Anteil extrem hoch.« Die ganze GWG-Siedlung sei dort öffentlich gefördert. Die Vergabe der Sozialwohnungen erfolge durch die Stadt München. Um eine solche Wohnung zu bekommen, müssten die Betroffenen nachweisen, dass sie arm seien. Ein durchschnittlich oder selbst ein unterdurchschnittlich verdienender Arbeitnehmer falle nicht unter die Bestimmungen, weiß Thomsen zu berichten. Oft handele es sich um Alleinerziehende und Arbeitslose.

Im Neubaugebiet Nordhaide sei im Übrigen von der Stadt der Anteil an Sozialwohnungen (normalerweise ein Drittel in einem Neubauviertel) überschritten worden, berichtet die Politikerin. Im Nachbarbezirk Feldmoching-Hasenbergl beschreibt der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) die aktuelle Situation so: »Die soziale Lage stellt sich sehr schillernd dar: von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt.« So könne das Altdorf Feldmoching locker mit den wohlhabendsten Teilen Bogenhausens mithalten. In Einfamiliengegenden wie der Siedlung am Lerchenauer See lebten Behördenleiter und hohe Ministerialbeamte neben Otto Normalverbraucher. Wohngebiete wie Feldmoching-Ost, Lerchenau, Fasanerie und Harthof seien »völlig unproblematisch«, betonte der Politiker.

Dann gebe es Stadtteile, in denen der breite Durchschnitt lebe, wie etwa in weiten Teilen des Hasenbergls und in Teilen Ludwigsfelds. Der Statistik nach als arm gelten dem BA-Vorsitzenden zufolge die Bewohner der Siedlung Ludwigsfeld – trotzdem hätten diese Menschen nach ihrem subjektiven Empfinden häufig ein besseres Leben als anderswo. Denn in der Siedlung Ludwigsfeld gebe es eine bunt gewürfelte, aber besonders solidarisch geprägte Einwohnerstruktur.

Auerbachs Fazit: »Armut fühlt sich in verschiedenen Teilen unseres Stadtviertels sehr verschieden an.« Der langfristig wichtigste Weg aus der Armut sei es, »Kinder und Jugendliche so zu fördern, dass sie nicht mit ihren Eltern in eine Armutsspirale geraten, sondern den Weg in das Erwerbsleben finden.«

Sozialreferentin Meier forderte, dass der Bund die Regelsätze für Hartz-IV-Empfänger erhöhen müsse, insbesondere die für Kinder und Jugendliche. Denn »die Regelsätze orientieren sich nicht am Bedarf der Menschen, sondern sind am untersten Ende bemessen.«

Die Moosacher Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz, familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, schilderte die soziale Lage der Betroffenen mit eindrucksvollen Worten: »Armut schreit nicht. Sie findet in der Regel leise statt.« Von den insgesamt 616.000 Haushalten in München seien 180.000 von Armut betroffen, 280.000 lebten in Reichtum. Besonders schlimm sei »die ständig steigende Tendenz von Kinder-Armut«. So seien denn auch Familien mit Kindern und Alleinerziehende stark armutsgefährdet. Von den 230.000 Alleinerziehenden in Bayern müssten 50 Prozent mit Hartz-IV-Leistungen leben.

Auch im Münchner Norden seien viele Familien betroffen. »Wir müssen diesen Menschen aus der Armutsfalle helfen.« Dazu müssten die Regelsätze deutlich angehoben werden, forderte auch Stachowitz. Wally Schmidt

Artikel vom 09.11.2010
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