Erste Bürgerversammlung im neuen Bürgerhaus

Unterföhring · Große Projekte

Etwas verloren wirkten die rund hundert Besucher bei der Bürgerversammlung im Großen Saal des nagelneuen Bürgerhauses.	Foto: Ulla Baumgart

Etwas verloren wirkten die rund hundert Besucher bei der Bürgerversammlung im Großen Saal des nagelneuen Bürgerhauses. Foto: Ulla Baumgart

Unterföhring · Premiere bei der Bürgerversammlung: Sie fand in diesem Jahr erstmals im nagelneuen Bürgerhaus statt. Die rund hundert Besucher verloren sich zwar etwas im großen Theatersaal, der 700 Zuschauer fassen kann, harrten jedoch tapfer aus, bis Bürgermeister Franz Schwarz seine umfangreiche Rede beendet hatte.

Bürgerhaus in Unterföhring

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Sie erhielten dafür einen guten Einblick, was in ihrer Heimatgemeinde nicht nur in diesem Jahr wichtig ist. Schwarz erläuterte die laufenden und künftigen Bauprojekte, die Finanzen und die Geothermie, um nur einige der vielen Themen zu nennen. Den Auftakt der Veranstaltung bildete jedoch auch heuer die Verleihung der Bürgermedaille. Viel Beifall wurde gespendet, als der Bürgermeister das Geheimnis lüftete und den Namen Kurt Losert als Preisträger bekannt gab.

Der gebürtige Schlesier, Jahrgang 1927, hat nach Kriegsgefangenschaft und Vertreibung in Unterföhring eine neue Heimat gefunden. Seither und bis heute engagiert er sich ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen, darunter bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft und beim Krieger- und Soldatenverein, so Bürgermeister Schwarz in seiner Laudatio. Als Dank an die Unterföhringer Bürger für die gute Aufnahme nach dem Krieg setzte Losert im vergangenen Jahr bei der alten Pfarrvilla einen Gedenkstein.

Nach der Ehrung konfrontierte der Bürgermeister seine aufmerksamen Zuhörer mit vielen nüchternen Zahlen. »Deutlich mehr« als die 34 Millionen Euro, die im Haushalt eingeplant sind, nimmt Unterföhring in diesem Jahr an Gewerbesteuern ein. Bei einer Steuerkraftzahl von knapp 8.000 Euro befindet sich die Kommune nicht nur auf Platz zwei der Landkreisgemeinden hinter Grünwald, sondern auch auf dem zweiten Rang aller kreisangehörigen Gemeinden in Bayern.

Mit derart erfreulichen Steuereinnahmen lassen sich natürlich viele schöne Dinge finanzieren. Zum Beispiel das kürzlich eingeweihte, 30 Millionen Euro teure Bürgerhaus mit dem großen Saal und den vielen Vereins-, Übungs- und Atelierräumen, der dreigeschossigen Bibliothek mit Lesecafé (Schwarz: »Das ist jetzt nicht mehr nur eine einfache Bücherei.«), der Bundeskegelbahn und der Tiefgarage für 120 Autos. Für das abwechslungsreiche Kulturprogramm wurde mit Barbara Schulte-Rief sogar eine hauptamtliche Kulturamts-Fachbereichsleiterin eingestellt.

Die zweite Großbaustelle, die demnächst ebenfalls ihrem Ende entgegen geht, ist das Kinderhaus an der Straßäckerallee mit 11,3 Millionen Euro. In der Kinderkrippe mit Kindergarten können maximal 250 Sprösslinge betreut werden. Betreiber ist die Arbeiterwohlfahrt. Bis zum Jahr 2012 müssen die Unterföhringer dagegen auf die Erweiterung des Sportzentrums an der Jahnstraße warten. Bei diesem einstigen »Sorgenkind« sollen noch vor Beginn der Winterpause die Betonarbeiten erledigt werden. Das Projekt wird insgesamt 17,5 Millionen Euro kosten. Zukunftsmusik ist dagegen noch die Erweiterung des Schulgeländes. In den kommenden zwei bis vier Jahren werde durch den erwarteten Sprung von der Vier- auf die Fünfzügigkeit mehr Klassenzimmer sowie mehr Platz für Schulsport, Mittagsbetreuung und Hort benötigt. Die ersten Schritte für einen Architektenwettbewerb seien eingeleitet.

In vollem Gange ist der Ausbau der Geothermie. Seit einem knappen Jahr schießt 87 Grad heißes Wasser aus der Erde. 13 Kilometer Straßen wurden bislang aufgerissen, um die Leitungen zu insgesamt 200 Häusern zu legen. »200 Gebäude, das scheint nicht übermäßig viel zu sein«, so das Gemeindeoberhaupt. Tatsächlich stünden dahinter 1.500 Haushalte oder – bei durchschnittlich zwei Personen – mindestens 3.000 Bürger, die die regenerative Energiequelle nutzen. Dazu kämen große Firmen wie Sky und Swiss Re und natürlich, soweit möglich, alle kommunalen Gebäude wie Rathaus, Bürgerhaus oder Grundschule. Dadurch könnten jährlich 17.000 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden. In den kommenden zwei Jahren würden nun die letzten noch unversorgten Gemeindeteile an die Geothermie angeschlossen.

Am Ende seiner Rede vergaß Franz Schwarz nicht, sich nicht nur bei den Gemeinderäten, den Ehrenamtlichen und den Mitarbeitern der Verwaltung, sondern auch bei denen zu bedanken, die durch ihre Steuerleistungen viele der segensreichen Einrichtungen für die Unterföhringer Bürger erst möglich machten: bei der »Wirtschaft für ihre Ansiedlung, ihre Treue und ihre Aktivitäten«. »Sie ist das Rückgrat unserer Gemeinde.« Deshalb werde man den Wirtschaftsstandort Unterföhring mit seinen 17.000 Arbeitsplätzen auch weiterhin pflegen.

Der neue Leiter der Polizeiinspektion Ismaning, Herbert Kreutzer, nutzte die Gelegenheit, sich bei den Unterföhringer Bürgern vorzustellen und um Vertrauen und Mitarbeit zu werben. Der 47-Jährige war bisher vor allem mit der Koordinierung von Großeinsätzen, etwa beim Papstbesuch, beschäftigt. Den Sicherheitszustand in der Gemeinde nannte er »wirklich gut«. Allerdings seien im Herbst und Winter zwischen 16 und 21 Uhr wieder zahlreiche Dämmerungseinbrecher unterwegs. Auch die Reifendiebstähle aus Tiefgaragen bereiteten der Polizei Sorgen. Dennoch gebe es in Unterföhring keine »Angst-Räume«, also Plätze, auf denen sich der Bürger unwohl fühle, etwa, weil Jugendliche dort öffentlich trinken oder Wände mit Graffiti verschmiert seien.

Beim Thema Verkehr nannte Kreutzer das neue Phänomen der Drogenfahrten. An Wochenenden werde teilweise extrem viel Cannabis konsumiert. Die Polizei versuche, mit verschärften Kontrollen gegenzusteuern. »Das ist für den unbescholtenen Autofahrer nicht immer angenehm«, musste der Inspektionsleiter zugeben.

Zum Schluss unterstützte die Mehrheit der Bürgerversammlung noch einen Antrag von Gabriele Lederer, auf einem 1.650 Quadratmeter großen Grundstück neben dem Seniorenzentrum einen behindertengerechten Park anzulegen. Hier sollen sich vor allem Demenzkranke ausreichend bewegen können. Bürgermeister Schwarz sagte zu, dass der Gemeinderat eine derartige Grünanlage mitten in einem hochwertigen Baugebiet prüfen werde. Claudia Schmohl

Artikel vom 02.11.2010
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