Grundwasserproblematik: Einwohner-Versammlung im Pfarrsaal St. Peter und Paul

Feldmoching · Hitzige Zusammenkunft in Feldmoching

Betroffene Feldmochinger Bürger, Martin Obersojer und Rolf Deska, der BA-Vorsitzende Markus Auerbach, Dr. Klaus Arzet, Leiter des staatlichen Wasserwirtschaftamtes und Robert Schmidt, technischer Werkleiter der Münchner Stadtentwässerung.	Foto: ws

Betroffene Feldmochinger Bürger, Martin Obersojer und Rolf Deska, der BA-Vorsitzende Markus Auerbach, Dr. Klaus Arzet, Leiter des staatlichen Wasserwirtschaftamtes und Robert Schmidt, technischer Werkleiter der Münchner Stadtentwässerung. Foto: ws

Feldmoching · »Wir kämpfen doch nicht gegen den Regen. Wenn das Grundwasser von der Stadt höher gemacht wird und nicht vom lieben Gott, dann sind wir dagegen.«

Grundwasser-Problematik in Feldmoching

Nach Ansicht des Feldmochinger Bürgers Rolf Deska, Sprecher von 30 geschädigten Hausbesitzern, ist der nahe gelegene Nordwest-Sammelkanal der Münchner Stadtentwässerung Schuld, dass in den Kellern von Häusern im Norden Feldmochings an Hepp- und anderen Straßen Grundwasser eindringt. So musste sich die Behörde bei einer Einwohner-Versammlung im Pfarrsaal St. Peter und Paul einmal mehr massive Vorwürfe von den Hausbesitzern gefallen lassen. Gegen den Aufstau des unterirdisch fließenden Grundwassers vor dem Abwasserkanal »soll schnellstmöglich etwas gemacht werden. Das ist zehn Jahre lang verbummelt worden«, forderte Anwohner-Sprecher Deska.

Die Geduld der Bürger ist am Ende

Eine Anliegerin aus der Glasstraße bestätigte dies voll und ganz. Auf entsprechende Forderungen hin habe man von der Stadt immer nur die »lapidare Mitteilung« bekommen, dass es ums Geld ginge. Doch nun ist die Geduld der Bürger am Ende: »Bauen Sie neue Düker«, forderte die Feldmochingerin unter dem Applaus der rund 150 Anwesenden. Ferner solle die Stadtverwaltung die vorhandenen Düker warten, reinigen und sanieren. Diese speziellen Rohre leiten das von Süden anströmende Grundwasser unterirdisch unten um den Abwasserkanal herum auf dessen Nordseite. Aber auch das wasserundurchlässige Erdreich und der Kabelkanal, das sich alles auch unter der Erde, aber über dem Kanal befindet, müsse entfernt werden, verlangten die Bürger. Auf diese Weise könne das Grundwasser künftig den Nordwest-Sammler von beiden Seiten umfließen. »Das hätte schon vor zehn Jahren passieren sollen«, betonte Anwohner-Sprecher Deska. Martin Obersojer, ebenfalls Sprecher von betroffenen Hausbesitzern, forderte ferner, den Wasserbescheid für den gesamten Kanal vorzulegen samt der zulässigen Aufstauhöhe des Grundwassers.

Mehrere Anlieger verwiesen auf den Bescheid von 1991 für Baumaßnahme und Betrieb des Kanals, in dem ein maximaler Aufstauwert von 25 Zentimetern erlaubt worden sei. Rudolf Fuchs vom städtischen Referat für Gesund und Umwelt (RGU) als Aufsichtsbehörde erläuterte das wie folgt: Im eigentlichen Auflagentext des Bescheides sei kein Wert angegeben. In anderen Unterlagen, von der Münchner Stadtentwässerung für den Bescheid miteingereicht, sei ein Wert von 25 Zentimetern angegeben, so Fuchs. Aufgabe des von der Stadtentwässerung beauftragten Gutachters sei es nun darzustellen, ob dieser Wert eingehalten werde. Derzeit lasse sich dies nicht mit letzter Sicherheit sagen, weil Messstellen des Grundwassers zerstört worden seien, sagte Fuchs. Schlließlich drängte die Versammlung auf Sofort-Maßnahmen am bestehenden Abwasserkanal, um den Aufstau des Grundwassers abzusenken sowie auf eine finanzielle Entschädigung der Betroffenen.

Ergebnis wird Ende November erwartet

Robert Schmidt, technischer Werkleiter der Münchner Stadtentwässerung, wies, wie schon bei einem Ortstermin Mitte August, die Kritik der Bürger zurück. Der Einfluss des Abwasserkanals auf das Grundwasser sei »nicht so extrem«, dass dadurch die Keller geflutet würden. »Der Nordwest-Sammler hat nicht diesen großen Einfluss«, stellte der städtische Beamte klar. Auch wies er den Vorwurf der Bürger zurück, dass die Stadt nichts tue. »Das stimmt nicht«, sagte Schmidt, was einige Anwesende prompt mit Buhrufen quittierten.

Die Stadtentwässerung lässt derzeit von einem privaten Kanalexperten ein Gutachten erstellen. Es solle Zusammenhänge klären und die Fragen der Bürger aufnehmen, »damit man eine objektive Meinung in Feldmoching hat«, sagte Werkleiter Schmidt. Gutachter Axel Christmann kündigte auf Nachfrage der Anwesenden an, dass das Ergebnis Ende November vorliegen könne. Danach werden das städtische Referat für Umwelt und Gesundheit (RGU) und das staatliche Wasserwirtschaftsamt als Aufsichtsbehörden das Gutachten prüfen. Dessen Leiter Dr. Klaus Arzet betonte, dass es sich um ein komplexes Thema handele und die Lösungen nicht so einfach seien. So habe es in diesem regenreichen Sommer den höchsten Grundwasserstand nördlich von Feldmoching gegeben, »den wir je gemessen haben.« Robert Schmidt von der Stadtentwässerung versprach, Geld für Maßnahmen an dem Nordwest-Sammler bereit zu stellen, falls diese mit dem Gutachten zu begründen seien.

Die Anwohnerin aus der Glasstraße, schon lange verärgert über das Nichttätigwerden der Verwaltung, gab sich indes pessimistisch: »Euer Gutachten verläuft im Sande.« Anwohner-Sprecher Deska zweifelte zudem die von Christmann präsentierten Zahlen an und sprach von »falschen Werten« in dem Gutachten.

Fronten weiterhin verhärtet

Gutachter Christmann hatte zu Beginn der Versammlung den Anwesenden ausführliche Erläuterungen zum Nordwest-Sammler, dessen Dükern und Messstellen geliefert, fühlte sich indes von der Kritik nicht angegriffen. Der Gutachter forderte im Laufe der Versammlung die betroffenen Bürger ausdrücklich auf, sich in einer »Karte der Geschädigten« einzutragen. Auf einem Plan von Feldmoching-Nord waren zu Beginn der Versammlung 26 Anwesen eingezeichnet, deren Hausbesitzer sich wegen nasser Keller an die Stadtentwässerung gewandt hatten.

Der Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer (CSU) forderte die Stadtverwaltung schließlich als letzter der 14 Bürgerinnen und Bürger, die sich zu Wort gemeldet hatten, zu »Hilfsstrategien« für die Betroffenen auf. Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) musste als Versammlungsleiter die Bürger während der fast vierstündigen Veranstaltung mehrmals bei erbosten Zwischenrufen und -fragen unterbrechen und zu Mäßigung und offiziellen Wortmeldungen aufrufen. Die Fronten zwischen Hausbesitzern und Stadtverwaltung sind weiter verhärtet. Wally Schmidt

Artikel vom 25.10.2010
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