Surfen auf der Isar nach der Renaturierung

Zentrum · Keine Entschärfung geplant

Petra Offermanns, Sprecherin IGSM und Initiatorin der Unterschriftenlisten. Foto: P. Offermanns

Petra Offermanns, Sprecherin IGSM und Initiatorin der Unterschriftenlisten. Foto: P. Offermanns

Zentrum · Vergangenes Wochenende war ein gutes Wochenende für die besten Surfer Münchens. Der starke Regen in den Bergen hatte den Wasserpegel der Isar so stark anschwellen lassen, dass sich an der Reichenbachbrücke erneut eine der wohl besten innerstädtischen Wellen der Welt formte. Die Welle ist etwa 1.50 Meter hoch und 20 Meter breit, ungefähr die dreifache Breite vom Eisbach. Sie wird seit den 70er-Jahren gesurft und ist der Platz für die absoluten Profis, die sich am Eisbach zu langweilen beginnen.

Surfen am Eisbach

Doch es war vielleicht das letzte Wochenende, an dem die Welle gesurft wurden konnte, befürchtet die Interessengemeinschaft Surfen (IGSM). Im Rahmen des letzten Renaturierungsabschnittes der Isar werde diese Welle wohl im Herbst verschwinden bzw. sich nur noch zu sehr hohen Pegelständen innerhalb der Hochwasserstufe 1 formen. Bei diesen Pegelständen ist das Surfen sehr gefährlich und „zu Recht verboten“, wie die Surfer erklären.

Um für den Erhalt der Welle und des Isar-Surfens zu kämpfen, haben die Surfer nun eine Unterschriftenliste ins Netz gestellt (www.rettet-die-reichenbachwelle.de) – nach knapp zwei Wochen hätten bereits 1.400 Leute unterschrieben.

„Wir Surfer sind für die Renaturierung.“ stellt Petra Offermanns, Sprecherin der Interessengemeinschaft der Surfer klar. „ Aber wir sind traurig, dass dadurch bereits viele gut surfbare Wellen auf der Isar verschwunden sind und wünschen uns, dass bei allen weiteren Maßnahmen und Nachbesserungsarbeiten die Surfbarkeit als Kriterium mit einbezogen wird und die Schwellen so gestaltet werden, dass ein ganzjähriges Surfen (außerhalb der gefährlichen Hochwasserstufe 1) möglich ist. Dies ist gerade im Zuge der Renaturierung leicht und auf natürliche Weise möglich.“

„Wasserbauliche Einbauten wird es nicht geben“, erklärt Dr. Klaus Arzet, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, auf Anfrage des „SamstagsBlatts“. Und auch die Stadt habe kein Interesse daran. Vergangene Woche habe es ein Treffen mit allen möglichen Beteiligten gegeben, darunter Bezirksausschuss und Surfer, erzählt Arzet. „Wir haben zwar primär nicht die Welle im Blick, aber sind auch nicht daran interessiert, sie zu entschärfen.“ Arzet glaubt auch nicht, dass sich die Situation unmittelbar an der Reichenbachbrücke verschlechtern werde, denn der Bereich werde bei der Renaturierung nicht aufgeweitet, sondern eher verengt: „Die Welle dürfte auch nach der Renaturierung noch da sein“, meint Arzet. Endgültig beurteilen könne man das aber erst nach Abschluss der Bauarbeiten. Und auch nach jedem Hochwasser verändere sich durch Gesteinsverschiebungen die Qualität der Welle.

Falls ein Erhalt der Reichenbachwelle im Rahmen der Renaturierung unmöglich ist, wünschen sich die Surfer, dass statt dessen Ersatzwellen an der Wittelsbacherbrücke und/oder Brudermühlbrücke entstehen. Die IGSM „weiß, dass das ein kühner Traum ist“, aber Oberbürgermeister Ude hatte im Rahmen der Keep Surfing Sondervorführung für ihn, auf das Thema angesprochen, bereits angedeutet, eine Welle auf der offenen Isar erhalten zu wollen. Im Rahmen des Pressetermins am Eisbach hatte er darüber hinaus versprochen: „Jetzt kann sich in der Stadtmitte legal eine Surfkultur entwickeln“. Die Surfer hoffen, dass dies das Surfen auf der Isar einschließt.

Nur für Profis!

Die Welle an der Reichenbachbrücke ist nur etwas für sehr erfahrene Surfer und Kajaker mit sehr guter Kondition, die speziell dafür trainieren. Ab der Hochwasserstufe 1 ist Surfen sehr gefährlich und auch nicht mehr erlaubt. Die IGSM möchte Wellen erhalten/schaffen, die außerhalb dieses gefährlichen Pegelstandes ohne Gefahr surfbar sind.

Neben der Rettung der Reichenbachwelle setzt sich die IGSM auch für den Erhalt der Anfängerwelle an der Floßlände ein, die in diesem Jahr, wenn überhaupt, nur am Wochenende vormittags surfbar ist.

Artikel vom 12.08.2010
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