Das Wachstum der Gemeinde erfordert zusätzliche kulturelle Angebote

1970er-Jahre · Vaterstetten bekommt neue Verwaltung

Neues Verwaltungsgebäude an der Wendelstein­straße. Am 12. Februar 1972 wurde es eingeweiht.

Neues Verwaltungsgebäude an der Wendelstein­straße. Am 12. Februar 1972 wurde es eingeweiht.

Vaterstetten · Mehr Einwohner bedeutet nicht nur Bedarf an zusätzlichen Schulen sondern auch das Verlangen nach Kultur. Mit 37 Kursen startet im Jahr 1971 die als eingetragener Verein gegründete Volkshochschule ihren Betrieb. Nicht wegzudenken ist die Musikschule, in der bis heute jedes Jahr hunderte von Kindern die ersten Töne mit ihren Instrumenten erzeugen.

Seit 1978 gibt es die Rathauskonzerte, deren hochkarätige Besetzung sich vor der nahen Großstadt nicht verstecken muss. 1975 entstand auf dem Gelände der heutigen katholischen Pfarrkirche Maria Königin in Baldham die Marienkirche – eine Behelfskirche als Mittelpunkt einer rasch wachsenden, seit 1974 selbstständigen Gemeinde mit eigenem Seelsorger. Genau genommen aber bedeutet das Ende der 70er-Jahre die größte Änderung in der Geschichte der Großgemeinde: 160 Jahre, nachdem die sieben mehr oder weniger bescheidenen Dörfer Baldham, Neufarn, Parsdorf, Purfing, Vaterstetten, Weißenfeld und Hergolding zur Gemeinde Parsdorf zusammengefügt wurden (Parsdorf war damals der bedeutendste Ort, weil er an der Fernstraße der »oberen Wiener Route«, der vormaligen B12 lag und eine Poststation besaß) entsteht am 2. Mai 1978 Vaterstetten. Die Gemeindegebietsreform bewirkt, dass die Waldkolonie Baldham, die bisher zu Zorneding/Pöring gehörte, sowie die Gemeinde Parsdorf zur »Gemeinde Vaterstetten« umbenannt wurde. Die Einwohnerzahl wuchs damit über Nacht von 13.528 auf 17.443 Bürger an. Ein Wappen prangt auf den offiziellen Briefköpfen der Großgemeinde Mit den Farben Weiß und Blau weist es auf die Bayerische Landeszugehörigkeit hin. Ein grünes Seerosenblatt im weißen Feld verweist auf die grundherrschaftlichen Beziehungen zum Kloster Tegernsee und ein goldener Pfahl im blauen Feld auf die alten Straßen die für die Geschichte der Gemeinde von großer Bedeutung waren. Martin Berger zeichnete von 1972 bis 1984 als Bürgermeister von Parsdorf / Vaterstetten. Ein Zeitraum in dem sich die Gemeinde intensiv zu entwickeln begann. Für die Olympischen Spiele wurde in und um München ein S-Bahn-Netz eingerichtet. So konnten an der immer schon rege befahrenen Bahnlinie im Jahr 1972 in den Ortsteilen Baldham und in Vaterstetten S- Bahn Stationen eröffnet werden. Die Grundstückspreise schnellten nach oben. Knapp eine halbe Stunde Fahrzeit und man gelangte vom Wohngebiet im Grünen ins turbulente Arbeitsleben der Großstadt. Angebote für Jung und Alt haben von nun an Priorität bei den kommunalen Entscheidungsträgern. Bis 1980 konnte in Ergänzung zu dem schon seit 1933 bestehenden Altenheim Maria Linden der DSK (heute GSD) Seniorenpark mit 86 Altenwohnungen und 90 Pflegeplätzen in Betrieb genommen werden. 1974 entstand auf Betreiben des späteren ersten Vorsitzenden Adolf Lehne (= 1979) der Verein Nachbarschaftshilfe in den Gemeinden Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn. e.V., der seither den Einwohnern der drei Gemeinden soziale Dienste aller Art anbietet. Am ersten April 1977 wurde in Vaterstetten eine ständige Rettungswache eingerichtet, die sich jedoch anfangs mit einem aus München geliehenen Rettungsfahrzeug begnügen musste. Ob der aktuellen heftigen Diskussion über den Neubau eines Kinos in der Großgemeinde mag es vielleicht verwundern: Es gab bereits früher schon ein Lichtspielhaus und zwar in der Bahnhofstraße 54. Ursprünglich als Tanzsaal und Gartenwirtschaft errichtet zog nach dem zweiten Weltkrieg dort ein Kino ein, das bis 1976 auf seine Art zum Vaterstettener Freizeitangebot beitrug. Ein Grundstück mit Haus im Meisenweg wurde durch die letzte Verfügung einer Vaterstettener Bürgerin im Jahre 1965 an die Jugend vermacht und wurde als vorläufiges Jugendzentrum benutzt, bis es 1980 un- glücklicherweise abbrannte. Vaterstetten ist nach Einwohnerzahl und Bevölkerungsstruktur nun reif für die Errichtung einer höheren Schule. Mit dem Schuljahr 1970/71 bereits hatte das neu gegründete Gymnasium den Unterrichtsbetrieb in Räumen der Volksschule aufgenommen. Am 20. März 1974 wurde der inzwischen bezogene Neubau vom damaligen Kultusminister Prof. Dr. Hans Maier feierlich seiner Bestimmung übergeben. Seit 1979 ist Vaterstetten auch Sitz einer Realschule. Mit dem Schuljahr 1982/83 konnte auch sie ihr neues Schulgebäude beziehen, für das 23 Millionen DM aufgewendet wurden. Auch das Gemeindeamt in Parsdorf war nun seiner Zeit nicht mehr gewachsen. Am 12. Februar 1972 wurde das in Vaterstetten neu erbaute Rathaus seiner Bestimmung übergeben. Trotz der Verlegung des Verwaltungssitzes bereits zu diesem Zeitpunkt behielt die Gemeinde Parsdorf ihren alten Namen bis zur Umbenennung nach der Gemeindegebietsreform im Jahr 1978 in »Vaterstetten«.

60 Jahre Geburtstag und alle Münchner Wochenanzeiger feiern mit

Artikel vom 23.07.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...