Interview mit Wolfgang Welte

Die richtige Entscheidung


Wolfgang Welte hat seinen Entschluss nie bereut

Es gibt keine Anleitung »Wie wird ein Zahntechniker zum Verlagsleiter«. Das hängt allein von dem Menschen ab. Wolfgang Welte, langjähriger Mitarbeiter des Moosacher Anzeigers, ist genau diesen Weg gegangen, obwohl er seinen erlernten Beruf gerne ausgeübt hat. Aber die Familie hat Vorrang, und wenn die Familie Hilfe braucht, ist ein Mensch wie Wolfgang Welte zur Stelle. 1981 war dieser Moment gekommen. Seitdem gehört Welte zum Moosacher Anzeiger, hat in diesen fast dreißig Jahren vieles erlebt. Als Angehöriger der Verlegerfamilie kennt er das Geschäft auch noch vor dieser Zeit.

Münchner Wochenanzeiger: Wie kam es, dass Sie 1981 in den Verlag gekommen sind, obwohl Ihr Beruf doch ein ganz anderer war?

Wolfgang Welte: Mein Cousin Walter Welte hatte mich gebeten, ihm im Verlag zu helfen. Sein Vater, also mein Onkel, war völlig überraschend verstorben und Walter übernahm den Verlag mit nur 21 Jahren zusammen mit seiner Mutter Lilo. An sich war das ohnehin geplant, aber eben noch nicht so bald.

Münchner Wochenanzeiger: War er denn auf das Geschäft vorbereitet?

Wolfgang Welte: Gelernt hat er Schriftsetzer. Einblicke in den kaufmännischen Teil sollte er auch bekommen. Das war schon geplant, aber durch den Herzinfarkt seines Vaters musste Walter dann zusehen, wie er mit dem Geschäft klarkommt.

Münchner Wochenanzeiger: Dann ist er auf Sie zugekommen?

Wolfgang Welte: Mein Cousin hat mich gebeten, in das Geschäft einzusteigen, und das habe ich dann gemacht. Ich war im Außendienst, habe Anzeigen akquiriert, Kunden beraten und was so dazugehört. Mein Cousin hatte noch ein zweites Unternehmen, sodass ich beim Moosacher Anzeiger immer mehr Aufgaben übernommen habe. Im Grunde war ich Verlagsleiter. Das ging bis 1998. Damals hat Walter ein Angebot für den Verlag bekommen. Das war so gut, das konnte er nicht ablehnen. Also hat er den Moosacher Anzeiger an das Landshuter Wochenblatt verkauft. Schon im Dezember 2000 hat das Landshuter Wochenblatt den Verlag wieder an die Familie Bergmaier verkauft, die heutigen Eigentümer.

Münchner Wochenanzeiger: Wie ging es nach dem ersten Verkauf mit Ihnen weiter?

Wolfgang Welte: Mein Cousin hat mir gesagt, der Moosacher Anzeiger wäre in neuer Verlegerhand mehr als gut aufgehoben. Ich habe die Stellung als Geschäftsstellenleiter angeboten bekommen, was ich dann auch gemacht habe.

Münchner Wochenanzeiger: Damit war gesichert, dass der Name Welte und der Moosacher Anzeiger weiter verbunden bleiben.

Wolfgang Welte: Ja, schon. Davor hat das aber auch für Missverständnisse gesorgt. Mein Cousin und ich, wir klingen am Telefon fast gleich, das war für die Anrufer schwierig, wenn wir uns am Telefon gemeldet haben. Wir haben uns dann in »Herr Walter Welte« und »Herr Wolfgang« unterschieden. Ich hatte sogar Visitenkarten mit dem Namen »W. Wolfgang«.

Münchner Wochenanzeiger: Hatten Sie nie den Wunsch, in Ihren früheren Beruf zurückzukehren?

Wolfgang Welte: Ich habe damals im Außendienst gearbeitet, war viel und lange unterwegs in Sachen Zahntechnik. Gleichzeitig hatte ich aber ein kleines Kind zu Hause. Ich wollte nicht mehr so lange von zuhause wegbleiben. Da ist das Angebot von Walter zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Ich kannte das Metier, ich kannte Moosach und die Leute und hab dann gesagt: Ich mach das. Und das war definitiv die richtige Entscheidung.

Münchner Wochenanzeiger: Trafen Sie da auf bekannte Gesichter oder war das alles neu für Sie?

Wolfgang Welte: Ich kannte vorher schon Franz Eichmann, Verleger der Nord-Rundschau, und seinen Schwiegersohn Rudolf Forst. Adam Jürgen Bergmaier, heute Verleger des Moosacher Anzeigers, hatte für die Münchener Nord-Rundschau den Satz erstellt, als ich ihn kennengelernt habe. Damals haben wir noch Anzeigen rüber und nüber gefahren. Ich bin dann auch stellvertretend für meinen Cousin zu den Verlegersitzungen gefahren und habe so auch die anderen Verleger in der Gruppe Münchner Wochenanzeiger kennengelernt. Auch Bernd Loibl, der für den Fahrner Verlag dabei war. In unserer heutigen Verlagsgruppe gibt es sonst keinen, den ich so lange kenne wie diese beiden. Kenne und schätze.

Münchner Wochenanzeiger: Was ist Ihnen in Ihrer Zeit beim Moosacher Anzeiger am meisten in Erinnerung geblieben?

Wolfgang Welte: Eine der interessantesten Begebenheiten war, als wir das erste Mal eine Vierfarb-Anzeige auf der Titelseite hatten, also wirklich bunt im Gegensatz zu schwarz-weiß oder einer Schmuckfarbe. Ich weiß gar nicht mehr, wann das war. Das Olympia-Einkaufszentrum wollte damals die Anzeige haben. Das war schon eine heftige Geschichte. Damals hatten wir noch den Fotosatz. Wir mussten für die Titelseite also vier verschiedene Filme belichten. Für die Druckerei war es nicht so das Problem, für uns war es von der Abwicklung schon schwieriger. Wir hatten ja praktisch keine Erfahrungen mit dem Vierfarb-Druck. Aber wir haben es hingekriegt und das war am Ende wirklich eine neue positive Erfahrung für uns und für das OEZ. Wir haben damals angefangen, mehr redaktionelle Texte zu bringen. Waren auch einer der Ersten, die den Erscheinungstag von Donnerstag auf Mittwoch vorgezogen haben. Das lag an dem damals sogenannten langen Donnerstag. Da war es unter anderem für das Olympia-Einkaufszentrum interessanter, wenn wir mittwochs erscheinen. Wir haben uns jeder Entwicklung sofort angepasst. Inzwischen gibt’s keinen langen Donnerstag mehr. Unseren Lesern und Kunden ist heute die zweimalige Erscheinung Mittwoch und Samstag wichtig.

Wolfgang Welte gehört zur dritten Generation der Verlegerfamilie Bremberger/Welte
Wolfgang Welte gehört zur dritten Generation der Verlegerfamilie Bremberger/Welte.





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