Bernd Loibl: Über 30 Jahre bei den Münchner Wochenanzeigern

Der Erfinder der Schwabinger Seiten und des Münchner Zentrums


Seit fast 33 Jahren arbeitet Bernd Loibl mit Leib und Seele für die Verlage der Münchner Wochenanzeiger

Ein Arbeitsleben von der Ausbildung bis zur Rente kann heutzutage bis zu fünfzig Jahre dauern. Selten bleibt man diese lange Zeit dem selben Arbeitgeber treu. Ein echtes Wochenanzeiger-Urgestein ist Bernd Loibl, der in immerhin über dreißig Jahren für verschiedene Verlage in der Gruppe der Münchner Wochenanzeiger gearbeitet hat. Der 63-Jährige hat die rasante Entwicklung der Stadtteilzeitungen ab den 70-er Jahren hautnah erlebt – und weiß viel zu erzählen:

"Losgegangen ist die ganze Geschichte für mich, als der Betriebsleiter vom Fahrner Verlag (ein früherer Verlag in der Wochenanzeiger Gruppe, Westend-Anzeiger) mit mir ein Gespräch geführt hat, das war 1977. Ich habe mir das überlegt und schließlich zugesagt. Es war ein gutes Angebot und vor diesem Zeitpunkt hatte ich mein ganzes Leben lang noch keine Druckerei von innen gesehen. Trotzdem wurde ich als Anzeigenleiter eingestellt.

Ich bin dann in meiner Art von Abteilung zu Abteilung und habe gesagt: »Freunde, ich hab eine Kiste Augustiner mitgebracht. Erklärt mir bittschön mal, was macht ihr da, wie geht das?« Damals kam der große technische Umbruch. Der Fahrner war der erste in München, noch vor den Zeitungsverlagen, der mit Linotype den Fotosatz eingeführt hat. Da hat man das halbe Haus zerlegt und die großen Satz-Computer mit dem Kran reingehoben.

Zu dieser Zeit hat jeder Verlag noch überwiegend für sein Gebiet gearbeitet. Die Wochenanzeiger waren damals eher ein »Gerüst«, nicht so eng verbunden wie heute – das hatte Folgen.

Der Süddeutsche Verlag hatte uns in einer Nacht- und Nebel-Aktion den Schwabinger Anzeiger herausgekauft. Dieser war zu jener Zeit zusammen mit dem Sendlinger Anzeiger und der Münchener Nord-Rundschau eines der führenden Blätter dieser Gruppe. Vor dem Zusammenschluss hatte jeder Verleger in seinen Stadtteilen, um seinen Kirchturm herum, seine Zeitung gemacht.

Nachdem eines unserer Flaggschiffe verkauft war, musste unsere Gruppe diese Lücke schließen, nicht zuletzt um die Gültigkeit der Preisliste zu gewährleisten. Also haben wir in der Woche darauf 100.000 Westend- Anzeiger mehr drucken lassen und die dann verteilt bis zur Münchner Freiheit. Auf die Dauer ging es nicht, den Westend-Anzeiger in Schwabing zu verteilen, also haben wir den lokalen Inhalt auf den Stadtteil zugeschnitten und den Kopf »Schwabinger Seiten« mit dem Siegestor kreiert.

In der Münchner Innenstadt hatte bis dahin niemand verteilt. In der Folge haben wir dann auch das »Münchner Zentrum« ins Leben gerufen. In der Druckerei Fahrner, in der Bergmannstraße/Ecke Westend, hat es durch die Erweiterung aber auch Probleme gegeben. Es war ein gemischtes Wohn- und Geschäftshaus. Unten war die Rotation mit Druckmaschinen und ein kleines Anzeigenbüro, drüber war die Setzerei und die Repro, der Computerraum, im zweiten und dritten Stock waren dann schon Wohnungen. Das war keine Lösung mehr. Zuerst wollten wir gegenüber erweitern. Die Auflagen seitens der Landeshauptstadt bezüglich Lärmschutz waren so hoch, dass wir gesagt haben, wir müssen aufs Land. So sind wir ins Gewerbegebiet in Puchheim gekommen und haben dort unser neues Druck- und Verlagshaus gebaut.

In der Zeit hatten sich auch die anderen Zeitungen der Gruppe weiterentwickelt. Aber es hat immer noch jeder auf »seins« geschaut. Damals war ich für unser Haus immer bei den Sitzungen der Münchner Wochenanzeiger dabei.

Da gab es Michael Simon beim Werbe-Spiegel – junges Blut, gute Ideen – und Jürgen Bergmaier, der durch die Übernahme des Bogenhausener und Haidhausener Anzeigers in die Gruppe gekommen war. Das hat der Gruppe neue Impulse gegeben. Die althergebrachte Mentalität »Die inserieren schon bei uns, weil wir die Besseren sind«, hat uns nicht viel weitergebracht. Der Markt hat sich wahnsinnig schnell entwickelt und da hat’s einfach neue Ideen und Initiativen gebraucht. Diese sind unter anderem von Jürgen Bergmaier ausgegangen. Mit der Zeit haben die Verlage erkannt, dass sie enger zusammenarbeiten mussten. Wir haben ein Büro in der Nymphenburger Straße eingerichtet, wo zwei Mitarbeiter für die Gruppe gearbeitet haben. Die Entwicklung dieses Büros ist anders gelaufen, als man sich das vorgestellt hatte. Inzwischen sind Michael Simon und Jürgen Bergmaier sowohl für ihre Verlage als auch die Gruppe immer aktiver geworden. Sie haben dafür eine eigene Gesellschaft für die gemeinsamen Aufgaben gegründet und das Büro in der Nymphenburger Straße wurde verlegt.

Es hat sich vieles getan, auch bei mir selbst. Ich hatte 1997 die Möglichkeit als Verlagsleiter zum Südost-Kurier zu wechseln und habe diese Möglichkeit genutzt. Es ist mir gelungen, das Geschäft zu stabilisieren, auch weil wir uns entschlossen haben, unsere Druckerei stillzulegen, die aufgrund überholter Technik nicht mehr in der Lage war, die Farb- und Umfangwünsche der Anzeigenkunden problemlos umzusetzen.

Wegen Meinungsverschiedenheiten bin ich 2001 aus dem Verlag ausgeschieden. Nach einer kleinen Auszeit konnte ich beim Bogenhausener und Haidhausener Anzeiger wieder ins Verlagsgeschäft einsteigen. Ironie des Schicksals: Einige Jahre später hat Jürgen Bergmaier den Südost-Kurier übernommen, und wir waren wieder unter einem Dach. Dass letztlich diese Familien-Lösung gefunden wurde, war gut für die Gemeinsamkeit der »Blauen Gruppe«. Das Geschäft, das die Familie Bergmaier aufgebaut hat, ist einerseits ein wichtiger Teil der Wochenanzeiger, andererseits etwas, das es zu bewahren gilt. In seinem Sohn Herbert hat Jürgen Bergmaier eine starke Stütze und einen Nachfolger.

Persönlich bin ich stolz darauf, dass ich jetzt fast 33 Jahre bei den Münchner Wochenanzeigern aktiv dabei bin und zur positiven Weiterentwicklung beigetragen habe.

Ihr Bernd Loibl"

Bernd Loibl im Jahr 1998.

Bernd Loibl als Karikatur.
Bernd Loibl im Jahr 1998 und als Karikatur.





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