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Die 2000er-Jahre in München

Benedetto in Bayern - Die Bürger feiern 2006 ihren Papst

Vorher regnete es tagelang, und als er wieder nach Rom flog, »weinte« der Münchner Himmel erneut. Aber die paar Tage im September 2006, als der Papst in Bayern weilte: Traumwetter! Und die Bürger freuten sich über »ihren« Papst. Jubelnd standen sie am Flughafen, auf der Leopold- und Ludwigstraße, auf dem Marienplatz. Überall wurden Vatikan-Fähnchen und Winketücher verteilt. Jeder wollte sehen wie der »Ratze« als Papst in sein geliebtes Bayernland kommt. Er bereiste alle seine früheren Wirkungsstätten: Marktl am Inn, Traunstein, Altötting, Freising, Regensburg. Der zentrale Festgottesdienst wurde auf dem Freigelände der Neuen Messe in München gefeiert. Zehntausende kamen. Seine Äußerungen in Regensburg über den Islam sorgten im Nachhinein für Verstimmungen in der muslimischen Geistlichkeit. Der damaligen Papst-Euphorie in Bayern tat das aber keinen Abbruch. Die Zuneigung der Bevölkerung machte Benedikt XVI. den Abschied aus seinem schönen Bayernschwer. Wahrscheinlich wird er nicht wiederkommen können...

»Schlauchboot« - Eine Arena für die Bayern-Fans

Die im Jahre 2005 eröffnete Allianz Arena, die Heimstätte der beiden Münchner Vereine FC Bayern und TSV 1860, ist als reine Fußball-Arena konzipiert worden. In nicht einmal drei Jahren Bauzeit ist eine architektonisch einzigartige Arena entstanden. Umstritten und nicht bei allen beliebt, aber auf jeden Fall ein Hingucker. Beim vorausgegangenen Bürgerentscheid gab es eine überwältigende Mehrheit von 65,8 Prozent für das Projekt und 34,2 Prozent Nein- Stimmen. Auch das sogenannte Quorum, wonach mindestens zehn Prozent aller Wahlberechtigten zustimmen müssen, wurde erfüllt. Die Wahlbeteiligung lag mit 37,5 Prozent so hoch wie noch nie bei einem Bürgerentscheid in Bayern.

Am 30. Mai 2005 wurde der neue Fußballtempel mit dem Spiel TSV 1860 gegen den 1. FC Nürnberg (3:2), sowie am 31. Mai 2005 mit dem Spiel FC Bayern gegen die deutsche Nationalmannschaft (4:2) »eingeweiht«. 340 Millionen Euro betrug die Gesamtinvestition. Genau 69.901 Fans können auf überdachten Plätzen ihrem Verein zujubeln.

Auf die Fanmeile! Im Sommer 2006 gab es plötzlich eine Leopodolski-Straße

Die »Gesellschaft für deutsche Sprache« kürte die »Fanmeile« 2006 zum Wort des Jahres. Zu Recht, denn kein anderer Ausdruck prägte das Lebensgefühl dieses wunderbaren Sommers so wie diese deutsche Wortschöpfung. Fanmeilen waren Orte, die während der Fußball- Weltmeisterschaft in Deutschland Fans aus aller Welt zu Hunderttausenden aufsuchten, um dort gemeinsam zu feiern. Friedlich, fröhlich, ausgelassen. Deutschland wird seit dieser WM vom Ausland mit anderen Augen gesehen.

So viel Wasser war selten - Das Isar-Hochwasser vom August 2005

Im August 2005 zeigte die sonst harmlose, ruhig dahinfließende Isar ein anderes Gesicht: Schäumende Wassermassen, mitgerissene Baumstämme, trübe Fluten. Viele Münchner gingen »Isar- Gucken«. Sicher auf einer Brücke stehend in die Fluten schauen. Trotz Katastrophenalarms in weiten Teilen Oberbayerns blieb die Landeshauptstadt von einer Hochwasserkatastrophe verschont. Durch die geschickte Steuerung des Hochwasserrückhalteraums des Sylvensteinspeichers konnte der vorher noch nie beobachtete Hochwasserabfluss der Isar und deren Zuflüsse entscheidend reduziert werden.

Viel Glück und viel Segen - München feierte 2008 den 850. Stadtgeburtstag

München hat seinen 850. Geburtstag mit dem schönsten Festsommer Europas gefeiert: Mehr als 400 Veranstaltungen standen von Mai bis September auf dem Programm. Mehr als zwei Millionen Menschen feierten bei einzigartigen und spektakulären Veranstaltungen unter freiem Himmel. Die Kulturstadt München präsentierte sich mit hochwertigen Ausstellungen, Konzerten und Theateraufführungen. Und die gesamte Stadtgesellschaft nahm unter dem Motto »Brücken bauen« aktiv am Stadtgeburtstag teil. Mit einem »Gebet für München« endeten die Feierlichkeiten am 26. Oktober offiziell.

Ein »Tempel« des Autos 2007 wurde die BMW Welt eröffnet

»Nun ist es so weit. Sie nehmen Ihren neuen BMW in Empfang. Ihr Kundenbetreuer holt Sie in der Premium Lounge ab und führt Sie über die Galerietreppe zur Premiere. Wir inszenieren Ihren neuen BMW für Sie auf einem unserer 30 Auslieferplätze – damit dieser Augenblick lange für Sie in Erinnerung bleibt. Den großen Moment halten wir mit einem Foto für Sie fest.« Wenn man seinen neuen BMW in der BMW Welt abholt, dann ist das ein Highlight im Autofahrer-Leben. Der Münchner Norden hat seit 2007 durch das kühne Ensemble des Architekturbüros Coop Himmelb(l)au einen weiteren »Hingucker«.

Letzter Holocaust-Zeitzeuge Max Mannheimer setzt sich gegen das Vergessen ein

»Max Mannheimer, geboren am 6. Februar 1920 in Neutitschein CSR, wiedergeboren am 30. April 1945 in einem Güterwagon in der Nähe von Tutzing« – so steht es in seiner Biografie. Max Mannheimer ist Jude und einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Seit 37 Jahren lebt er in Haar und von dort aus zieht er durch Schulen, um über die Zeit des Holocaust zu berichten – gegen das Vergessen. Sein Hauptziel ist es, junge Leute vor der Gefahr einer Diktatur zu warnen. Er ist Beiratsmitglied der Vereinigung »Gegen Vergessen – Für Demokratie« und seit 1988 Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau. Der Lebenslauf und die Lebensgeschichte von Max Mannheimer sucht Vergleichbares. Mit Abschluss der Schule arbeitete der junge Mann in einem kleinen Kaufhaus. Nachdem deutsche Truppen das Sudetenland besetzt hatten, erlebte die Familie 1938 das Novemberprogrom, floh in das noch unbesetzte Ungarisch Brod, ehe auch dort die Truppen einmarschierten. Am 31. Januar 1943 wurde Mannheimer mit seinen Eltern, seinen Schwestern und seinen Brüdern deportiert – zuerst nach Theresienstadt. Bruder Erich erscheint nicht auf der Transportliste, später aber in den Sterbebüchern des Konzentrationslagers Auschwitz.

Mannheimer wurde von Auschwitz nach Warschau und folgend nach Dachau und von dort in das Außenlager Mühldorf »verlegt«. Auf dem folgenden Evakuierungstransport befreiten ihn am 30. April 1945 bei Seeshaupt die Amerikaner. Der hagere Mann wog gerade noch 37 Kilogramm, war an Typhus erkrankt. Nur er und sein Bruder Edgar überlebten den Holocaust – seine Familie und seine erste Frau Eva wurden ermordet. Eingeprägt sind bei ihm nicht nur die Häftlingsnummer 99728 auf seinem Unterarm, sondern auch die schrecklichen Erlebnisse.

Abschied vom Agfa-Turm Aus Werksgelände wird Wohnareal

Die Fertigstellung des neuen Giesinger Kulturbahnhofs am Giesinger Bahnhof 2004 erlebte sie noch: ein Jahr später starb mit Carla Obermüller im Alter von 88 Jahren eine echte Giesinger Identifikationsfigur. Zumindest regionale Berühmtheit erlangte sie als Bürger-Aktivistin und durch ihren engagierten Kampf gegen Spekulanten beim Verkauf der Kolb-Siedlung 1981. Endgültiger Wandel bei Agfa: 2007/2008 wurden große Teile des ehemaligen Werksgeländes abgerissen – besonders spektakulär geriet die Sprengung des alten, 52 Meter hohen Agfa-Hochhauses im Februar 2008. Auf dem wirtschaftshistorischen Gelände – nach dem Zweiten Weltkrieg war Agfa komplett von Berlin nach München gezogen – entsteht das neue Wohn- und Gewerbegroßareal »Agfa-Park«. Wohnraum für über 4.000 Menschen und etwa 2.200 Arbeitsplätze sollen hier entstehen. Prägnant auch: das »Hertie«-Kaufhaus im Herzen Giesings am Tegernseer Platz schließt seine Pforten und wird einem Neubau im Jahr 2011 weichen. Mitte Juni wurde das »neue Kaufhaus« im Herzen Giesings den Bürgern vorgestellt. Die »Löwen« kämpfen einen Katzensprung vom Hertie-Kaufhaus entfernt weiter und trotz aller Widerstände für eine Rückkehr der Ersten Mannschaft in die Arena an der Grünwalder Straße. Immerhin, der Erhalt für die unteren Ligen ist gesichert. Im Tierpark Hellabrunn wurde 2004/2005 ein neues Dschungelzelt für Raubtiere und tropische Vögel geschaffen. Im neuen Dschungelhaus fühlen sich Affen, Alligatoren, Reptilien und Fische »heimisch«. Wenig Freude bereitete 2007 den Bürgern auch ein »Bauwerk« ganz anderer Art. Die Rede ist von den beiden Blitzern, die stadtein- und - auswärts der Baustelle am McGraw-Graben postiert wurden. Dieser wird seit Ende März für rund 6,25 Millionen Euro saniert. Die Tempo- Drosselung auf 30 km/h wurde von so vielen Autofahrern übersehen, so dass der Blitzer im Dauereinsatz war. Daraufhin hat sich der Verein »Mobil in München« gegründet, der gegen diese »Abzocke«, so Vereinsvorsitzender Michael Haberland, jetzt sogar gerichtlich vorgeht – mit Erfolg: Die Stadt hatte die Blitzer abgebaut. Kirchliches Leben: Ein turbulentes Jahr lag 2009 hinter der Pfarrei Maria Immaculata aber auch der Heiligen Familie, die 2008 aus personellen Gründen zusammengelegt worden waren. 2008 wurde das Kloster der Oblaten-Brüderschaft, die für die Seelsorge in Maria Immaculata zuständig waren, geschlossen und Pfarrer Thomas Zehetmaier von der Pfarrei Heilige Familie ging in den Ruhestand. Zum 1. September 2008 wurde Pater Dr. Joseph Pandiappallil zum Pfarradministrator berufen. Rund 10.000 Mitglieder umfasst der Pfarrverband, der von Pater Bernd Paal, Kaplan Christoph Lintz und Gemeindereferent Ulrich Lohmeier betreut wird.

Jetzt wird’s bunt – Und wir werden noch lokaler

Die Münchner Wochenanzeiger sind gefragt. Der Grund ist die Mischung aus lokalen Anzeigen und Inhalten und überregionalen Verbraucherinformationen. Während die Tageszeitungen ihre lokalen Umfänge einschränken, bauen wir sie aus. Mit dem Landkreis-Anzeiger konnten wir eine lokale Ausgabe für den nordöstlichen Landkreis München auf den Markt bringen. Bis dahin hatten wir das Gebiet mit dem Bogenhausener Anzeiger versorgt. Aber uns war klar: Ismaning, Kirchheim, Aschheim, Feldkirchen: das ist nicht Bogenhausen! Diese Gemeinden brauchen eine eigene Lokalausgabe. Im gleichen Schritt haben wir die Ausgabe auf Poing und Pliening ausgedehnt.

800.000 Exemplare der Münchner Wochenanzeiger werden jeden Mittwoch an die Haushalte in München und dem Umland verteilt. Mit der Geschäftsübernahme des Südost-Kuriers und der Harlachinger Rundschau hat sich die Zahl der Verlegerfamilien auf drei reduziert. Den größten Bereich versorgt die Bergmaier-Gruppe mit wöchentlich rund 500.000 Exemplaren.

Heute erreichen die Münchner Wochenanzeiger alle Haushalte in München, den ganzen Landkreis München sowie Teile der Landkreise Dachau, Freising, Ebersberg, Miesbach und Fürstenfeldbruck. Seit fast zehn Jahren gehört auch das Münchner SamstagsBlatt dazu, das in drei Teilausgaben produziert wird. Die Weiterentwicklung ist jedoch nicht auf die Printprodukte begrenzt. Auch im Internet gehen die Münchner Wochenanzeiger neue Wege. Wir sind auch in sozialen Netzwerken wie Facebook präsent, weil wir uns als Teil des Netzwerks verstehen, das die Menschen in München bilden.

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Der Papst vor der Feldherrnhalle und im Papamobil: Alles war auf den Beinen. Fotos: G. Heigl


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Mal leuchtet er rot, mal blau, mal weiß: der Fußballtempel im Münchner Norden. Fotos: G. Heigl


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Wenn die deutsche Nationalmannschaft bei großen Tur nieren gewinnt, geht auf der Leopoldstraße nichts mehr, schon gar nicht ohne Schwarz-Rot-Gold. Fotos: G. Heigl

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Die Isar außer Rand und Band an der Thalkirchner Brücke am Tierpark. Foto: G. Heigl


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Für Groß und Klein war bei den Geburtstagsfeierlichkeiten so viel geboten, dass man unmöglich bei allen Höhepunkten dabei sein konnte. Foto: G. Heigl


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BU: Die Dachkonstruktion in der BMW Welt zieht ganz besonders die Freunde der modernen Architektur in ihren Bann. Foto: G. Heigl


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Besonders für Kinder war auf der Bundesgartenschau »BUGA 2005« in der Messestadt Riem viel geboten. Foto: G. Heigl


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Besuchermagnet von Anfang an: Die Pinakothek der Moderne in der Eröffnungswoche im September 2009: Foto: Haydar Koyupinar/ Pinakothek der Moderne


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Ein Moosacher, der in ganz Deutschland bekannt ist: Triathlet Faris Al-Sultan, der 2005 den Ironman auf Hawaii gewonnen hat. Foto: Archiv


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Zum 90. Geburtstag im Februar 2010 schenkte ein Freund Max Mannheimer (3. v. li.) ein Straßenschild – Zukunftsvision? Weitere Gratulanten (v. li): Ingrid Fäth, Haars Bürgermeister Helmut Dworzak, Natascha Kohnen, Alt-Bürgermeister Hans Wehrberger, Peter Bock. Foto: hgb


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Echtes Giesinger Original: Carla Obermüller Foto: Verein der Freunde Giesings





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