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Die 1960er-Jahre in München

»Spannende« Zeit - In den 60ern regt sich Widerstand

In den 60er-Jahren nahmen die Spannungen in der ganzen Welt mehr und mehr zu. Auf politischer Ebene verunsicherte die Kuba-Krise die Menschen.

Auf gesellschaftlicher Ebene brach der Unmut einer ganzen Generation aus. In München waren die Schwabinger Krawalle kennzeichnend für die nicht erhörten Forderungen nach Reformen. Die Flower-Power-Generation flüchtete sich in Drogen, freie Liebe und Musik. Und in Prag wurden die zarten Pflanzen demokratischer Reformen von sowjetischen Panzern überrollt.

Obwohl angesichts dieser Ereignisse der erste bemannte Raumflug (1961) und die erste Landung eines Menschen auf dem Mond (1969) keinerlei Bedeutung für die Gesellschaft hatten, werden diese Ereignisse oft als Erstes mit dieser Zeit verbunden.

München hatte andere Prioritäten: 1966 wurde die Millionenmetropole zur Stadt der Olympischen Sommerspiele 1972 gekürt.

Es geht aufwärts - Starker Auftritt im Wettbewerb

Anfang der 60er-Jahre war Deutschland schon sehr gut mit Anzeigenblättern versorgt. Für die Verbraucher waren sie eine wichtige Informationsquelle, denn andere Medien als Werbeträger waren längst nicht so verbreitet – mit Ausnahme der Litfaßsäule vielleicht.

Schon früh bestand unter einigen Verlegern das Bedürfnis, zu kooperieren. Heute würde man vielleicht sagen: sich zu vernetzen. Der Bundesverband der Deutschen Anzeigenblätter (BVDA) wurde gegründet. Doch es gab auch Skeptiker unter den Verlegern, die befürchteten, unter die Räder zu kommen.

Probleme drohten auch von anderer Seite. Die Tageszeitungen beobachteten die Entwicklung der Anzeigenblätter argwöhnisch. Besonders die Veröffentlichung von Texten, und seien es nur Hinweise auf Veranstaltungen oder Ähnliches, waren den Zeitungsverlegern ein Dorn im Auge. Mehr als einmal gingen die Tageszeitungen juristisch dagegen vor.

Doch die Verleger der Anzeigenzeitungen, damals in der Regel Familienunternehmen, wie es heute fast nur noch bei den Münchner Wochenanzeigern der Fall ist, ließen sich nicht unterkriegen. Im Gegenteil: Sie gingen in die Offensive und bauten die Kundenakquise aus – sowohl im lokalen Bereich als auch bei den überregionalen Unternehmen.

War der Bereich der Vermarktung damit einen großen Schritt weiter, hatte sich in der Drucktechnik wenig verändert. Der große Umbruch stand aber bereits bevor.

Die ersten Gastarbeiter kommen

Ab 1955 reisten die sogenannten Gastarbeiter nach Deutschland. In Bayern erreichten die Migrationsströme in den 1960er-Jahren ihren Höhepunkt. Damals kamen fast alle Gastarbeiter, die nach Deutschland immigrieren wollten, am Münchner Hauptbahnhof an. Nach einer Beschwerde des italienischen Generalkonsulats 1956 über die langen Wartezeiten von der Ankunft am Münchner Hauptbahnhof bis zur Vermittlung, wurde 1960 der ehemalige Bunker an Gleis 11 als Warteraum für die Ankommenden in Betrieb genommen. Zwischen 1960 und 1973 war er für fast alle Gastarbeiter aus Süd- und Südosteuropa das Erste, was sie von Deutschland zu Gesicht bekamen. Dieser Ort wurde somit, ähnlich wie Ellis-Island in den USA, die zentrale Sammelstelle für Immigranten.

Für Bayern spielte die Zuwanderung zunächst keine Rolle wegen der Flüchtlinge, erst in den 60er-Jahren gab es einen deutlichen Zuwachs. 1968 lebten 88.000 angeworbene Gastarbeiter an der Isar.

Ab 1968: Die Preise steigen

Die Quadratmeterpreise sind 1968 auf 7.000 Mark (Marienplatz), 6.000 Mark (Neuhauser Straße) und 1.600 Mark (Herzogspitalstraße) gestiegen.

Holzbrücke über den Stachus

Über den Stachus wird 1968 eine provisorische Holzbrücke gebaut, die von der Bevölkerung vorerst nicht angenommen wird. Der Abriss 1970 nach Fertigstellung des Umbaus wird dann doch bedauert.

Hitzige Nächte - Schwabinger Krawalle im Juni 1962

Unruhig wurde es im Viertel 1962, als die Schwabinger Krawalle im Juni dieses Jahres ihren Lauf nahmen. Weil eine Gruppe von jugendlichen Straßenmusikanten damals noch nach halb elf Uhr abends an der Leopoldstraße spielte, rief ein Anwohner, der zunächst selbst für Ruhe zu sorgen versuchte, die Polizei. Die Beamten wollten die Gruppe auflösen und die fünf Musiker vorläufig festnehmen. Dabei kam es zu Rangeleien mit Jugendlichen und die Situation eskalierte. In der Nacht und an den folgenden vier Tagen kam es in der gesamten Umgebung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu Straßenschlachten zwischen rund 40.000 Protestteilnehmern und der Polizei. Während der letzten Abende der Auseinandersetzung reisten auch Personen aus anderen Städten an. Bei den Zusammenstößen wurden Personen mit Schlagstöcken traktiert und es entstand ein hoher Sachschaden. Insgesamt wurden etwa 200 Personen festgenommen, einige wurden später zu Gefängnisstrafen verurteilt. Nach den Schwabinger Krawallen wurde öffentliche Kritik an den Methoden der Polizei immer lauter. Die Münchner Polizei erarbeitete damals ein Konzept, das erstmals in Deutschland auf Ansätze zur Deeskalation setzte, um zukünftige Ereignisse dieser Art zu vermeiden. Einer der Teilnehmer an den Krawallen war der damals noch eher unpolitische spätere RAF-Terrorist Andreas Baader. Die Bedeutung der »Schwabinger Krawalle« für die politische Entwicklung Baaders wurde vielfach diskutiert. Die Meinungen von Fachleuten, ob die Schwabinger Krawalle ein Vorläufer der Studentenunruhen Ende der 1960er gewesen seien, gehen auseinander. Denn an den Protesten hatten sich sowohl Hochschüler, aber auch Lehrlinge und junge Arbeiter beteiligt. Konkrete politische Forderungen wurden zunächst nicht erhoben. Im Mittelpunkt der Schwabinger Krawalle stand der Anspruch auf kulturelle Selbstbestimmung.

Löwen und Bayern - 60er: Große Zeiten für den Fußball

Der Münchner Fußball trieb in den 60er-Jahren auf »Giesings Höhen« immer neue Blüten. Die Derby-Klassiker der »Blauen« und »Roten« in dieser Zeit sind immer noch legendär. Anders als heute waren die 60er in den 60er-Jahren die Nummer eins in der Stadt – seit Beginn der Bundesliga 1963 gehörten die Löwen zur Eliteklasse und holten 1966 die deutsche Meisterschaft. Die großen Bayern stiegen erst 1965 auf – kamen ein Jahr darauf aber wenigstens zu Pokalsiegerehren und 1969 zum ersten Bundesligatitel. Wenn die Renommierclubs aufeinander trafen im »Grünwalder«, dann brodelte es in Giesing und Harlaching. Zudem bauten die Clubs auch ihre Heimstätten langfristig aus. Der TSV 1860 wagte den endgültigen »Löwensprung« nach Harlaching – auf das noch heute genutzte Gelände an der Grünwalder Straße, das die Stadt in Erbpacht vergab. Die Bayern bekamen 1964 einen langfristigen und günstigen Pachtvertrag für das Areal an der nahen Säbener Straße.

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1960er Jahre in München
August Everding und Tilly Wedekind bei der Verleihung des ersten Schwabinger Kunstpreises im Jahr 1961. Foto: Malura Brigitte Rambeck


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Ein Wahrzeichen der Landeshauptstadt München: Das bei einem Luftangriff 1943 zerstörte Nationaltheater konnte dank des Engagements der Münchner 1963 neu eröffnet werden. Foto: Bayerische Staatsoper


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Jeck an der Isar: Viel Spaß haben die Feldmochinger beim Fasching. Unser Bild zeigt einen Wagen des Faschingszuges um 1967/68 vor dem Gasthof »Scharfes Eck« (heutiges Restaurant »Croatia«). Foto: Kulturhistorischer Verein Feldmoching


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Gisela Lehen (r.) zog 1960 als neunjähriges Mädchen mit ihren Eltern ins Hasenbergl. Die »Straße« vor den Bäumen ist die heutige Aschenbrennerstraße und die hinter Gisela die Petrarcastraße. Foto: Privat


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Zur Großbaustelle wird der Karlsplatz (Stachus) für vier Jahre ab 1966. Etwa 200 Firmen arbeiten daran. Unter anderem wird das Stachus-Untergeschoss errichtet. Fotos: Erwin Keller/Baueferat


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1960 waren die Bauarbeiten am Hauptbahnhof an der Ecke zur Bayerstraße abgeschlossen. Die Fassade war damals hochmodern. Foto: Deutsche Bahn AG


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Ein 50 Meter hoher dunkler Block ragte an der Münchner Freiheit ab 1964 in die Höhe: das Hertie-Kaufhaus. Foto: Archiv


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Das Vergessen der Kinder wurde im Hasenbergl in den 1960/1970er-Jahren mit Nachdruck der Öffentlichkeit mitgeteilt. Das Bild zeigt eine der vielen Demonstrationen für mehr Spielplätze. Soziale Institutionen initiierten Spiel- und Begegnungsräume für Kinder und Jugendliche. Foto: Projektgruppe »Frauenholz«


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Vor 47 Jahren:  Kopfstand im Frauenhölzl am Hasenbergl. Foto: Thea Baumann


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Der Bundespräsident Theodor Heuss besucht im Jahr 1960 die Galerie Malura. Foto: Archiv Malura Brigitte Rambeck


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Eine Legende in Schwabing: »Die Katze von Anzing«, alias Sepp Maier (hinten Mitte), hütete während einer Saisonvorbereitung das Tor der Schwabinger FC-Kicker. Foto: Verein


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David Gilmour, Gitarrist, Sänger und Songwriter der britischen Rockgruppe Pink Floyd, war 1968 zu Gast im »Blow Up«. Foto: Gerd M. Schulz


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Die Band »Subject Esq.« trat 1969 als Vorprogramm für die britische Blueslegende John Mayall im »Blow Up« auf. Foto: Schauburg


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Jugendliche Straßenmusikanten spielten im Juni 1962 auf der Leopoldstraße. Ein Anwohner fühlte sich gestört und alarmierte die Polizei. Es kam zu Rangeleien und die Situation eskalierte. Foto: Klartext Verlag, "Die Schwabinger Krawalle"


1960er Jahre in München
Der Einsatz der Polizei bei den »Schwabinger Krawallen« war mehr als umstritten. An den folgenden vier Tagen kam es im gesamten Gebiet der Ludwig-Maximilians-Universität zu Straßenschlachten. Foto: Klartext Verlag, "Die Schwabinger Krawalle"


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Derby-Klassiker von 1965: Bayernspieler Franz Beckenbauer kann den Löwen Timo Konietzka nicht aufhalten – 1:0. Foto: TSV 1860 München





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